Zur laufenden Berichterstattung über den Brenner-Nordzulauf (Regionalteil):
Landrat Otto Lederer hat recht: „Das wird Klagen zuhauf geben.“ Diese Klagen wird es aber nicht deshalb geben, weil die Bahn „schlecht kommuniziert“. Diese Klagen wird es geben, da mit der Neubautrasse aufgrund des hohen Flächenverbrauchs zahlreiche Bauern in ihrer Existenz gefährdet sind.
Zwischen Niederaudorf und Flintsbach werden 70 Hektar Fläche für Baustelleneinrichtung, Abraumlagerung und Verladebahnhof benötigt. Die Bewohner von Einöden werden aus ihren Häusern vertrieben, denn ein Wohnen inmitten einer Großbaustelle ist nicht lebenswert. Bauern und Bewohner von Lauterbach sind ähnlich stark betroffen. Die oberirdische Innquerung nördlich von Rosenheim zerstört ein wichtiges Naherholungsgebiet. Die Fortführung der Neubau-Trasse Richtung Ostermünchen verläuft komplett oberirdisch, zum Teil auf Stelzen und hohen Dämmen. Hoher Landschaftsverbrauch, Lärmbeeinträchtigung und das Unterbinden von Frischluftströmen sind die Folge.
Landrat Otto Lederer müsste erkennen, dass dadurch große Teile unserer Region nachhaltig zerstört und Existenzen vernichtet werden. Deshalb sollte er diese Planung konsequent ablehnen. Der Brenner-Nordzulauf kann mit den Alternativ-Vorschlägen der Bürgerinitiativen mit wesentlich weniger Flächenverbrauch, landschaftsschonender, schneller und billiger realisiert werden. Anstatt diese Alternativen zu unterstützen, flüchtet sich Otto Lederer in Scheinlösungen wie die Forderung nach Verlegung der Verknüpfungsstelle Niederaudorf in den Wildbarren und die Untertunnelung des Inns nördlich von Rosenheim.
Diese Alternativen sind zum Scheitern verurteilt, denn sie sind nicht finanzierbar. Zehn Milliarden Euro sind für die aktuelle Planung veranschlagt, damit sprengt diese jegliche Kosten-Nutzen-Relation.
Jakob Mangold-Boldt
Brannenburg
Bei der Aussage „Langsam soll das Neue schnell werden“ stellen sich jedem Bahnfahrer die Haare auf. Wer Solches fordert, kann es nicht ernst meinen mit der Bahn im Personenverkehr (Verkehrswende). Tatsache ist, dass die Fahrzeiten der Bahn aktuell im Fernverkehr nicht konkurrenzfähig sind. Jeder in der Region, der mit dem Auto nach Südtirol fährt, begründet das damit, dass es mit der Bahn zu lange dauern würde.
Aktuell lassen die Gleise im Inntal aufgrund der Kurvenradien nur Tempo 110 bis 140 Stundenkilometer zu. Wenn dann mit einer Neubaustrecke auf 30 Kilometern sieben Minuten Zeitersparnis erzielt werden können, spricht das nicht gegen, sondern für so ein Projekt. Denn hochgerechnet bedeutet das auf 300 Kilometer Strecke 70 Minuten oder auf 500 Kilometer Strecke 117 Minuten Zeitersparnis. Das macht genau den Unterschied, ob Leute den Zug oder das Auto oder gar den Flieger nehmen. Im Übrigen halte ich es für völlig absurd, in Zeiten, wo jeder VW Golf Tempo 200 fahren kann, bei einer Bahnstrecke Tempo 230 als „Klimawahn“ zu bezeichnen.
Selbst die von den BI ursprünglich in Auftrag gegebene Studie von Vieregg & Rössler hat durchgehend Tempo 200 für die dort überlegte Ausbaustrecke vorgesehen. Interessanterweise wird diese Studie von den BI heute nicht mal mehr erwähnt, obwohl sie vor drei Jahren noch als das Nonplusultra verkauft wurde.
Matthias Dangl
Riedering