Zu den Berichten um die Diskussion zur Umbenennung des Otfried Preußler Gymnasiums (Regionalteil):
Ideologie und Lebenslauf von Personen zu hinterfragen, deren Namen öffentlichen Einrichtungen gegeben werden oder wurden, beruht auf unserem Verständnis für demokratische Werte und dem Inhalt unserer Verfassung.
Weltweit existieren über 40000 pädagogische Einrichtungen, die den Namen der Biologin und Ärztin Maria Montessori (1870-1951) tragen. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten galten nahezu ausschließlich der Erschaffung des „Neuen Menschen“ beziehungsweise Kindes. Es sollte intellektuell, moralisch und körperlich vollkommen – also „normal“ – sein. Die „Annormalen“, Montessori nannte sie „Monster und Parasiten der Gesellschaft“, sollten selektiert werden, um die Entwicklung zum vollkommenen Kind nicht zu behindern.
Eugenik war im 19. Jahrhundert in ganz Europa etabliertes Forschungsgebiet. Montessori betrachtete Mussolini und Hitler als ihre Verbündete und war damit auch den Ideen des Faschismus gegenüber nicht abgeneigt. Heute ist in den Einrichtungen nicht mehr die reine Montessori-Pädagogik vertreten. Aber der Name ist immer noch sehr werbewirsam. Über die menschenverachtende Ideologie der Maria Montessori wurde in Fachkreisen diskutiert, aber eine breite öffentliche Auseinandersetzung fand bisher nicht statt. Warum?
Christa Schulz
Haag