Rückwärtsgewandter Auftritt von Stefan Aust

von Redaktion

Zum Bericht „Stefan Aust warnt in Wasserburg: „Irgendwann schlägt die Realität zu“ (Regionalteil):

Mit dem Namen Stefan Aust habe ich bisher seriösen, faktenbasierten Journalismus verbunden. Diese Einschätzung muss ich nun gründlich revidieren.

Dass man mit dem Älterwerden, mit dem veränderten Zeitgeist Probleme hat, kann ich nachvollziehen, trotzdem erwarte ich vom Herausgeber einer renommierten Zeitung eine ausgewogene Darstellung der Lage und der aktuellen Probleme. Dass an der gegenwärtigen Regierung kein gutes Haar gelassen wird, daran hat man sich ja schon gewöhnt. Den menschengemachten Klimawandel trotz aller wissenschaftlichen Belege in Zweifel zu ziehen, zeigt, wie sehr sich Herr Aust von der Realität entfernt hat. Er stellt sich damit auf die Seite derer, denen die politischen Versuche, dem Klimawandel entgegenzutreten, einfach nur auf die Nerven gehen. Mit dieser Einschätzung bewegt er sich allerdings auch weg von der konservativen Mitte unserer Gesellschaft.

Der Ausstieg aus der Atomkraft wird als Dummheit und Träumerei gegeißelt, ohne auch nur mit einem Wort die Problematik der Endlagerung zu erwähnen. Das Taumeln der Autoindustrie wird einseitig der Politik angelastet, als ob es da nicht genügend hausgemachte Ursachen gäbe. Alles in allem eine einseitige rechtskonservative Polemik, nicht „schonungslos ehrlich“, sondern gnadenlos rückwärtsgewandt. Um auf die Vita des Referenten zurückzukommen: Man spürte die Verwandlung vom „kühemelkenden Bauernjungen“ zum „Herrenreiter“. Zu einer zukunftsorientierten Preisverleihung hat das nicht gepasst.

Dr. Martin Heindl

Wasserburg

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