Zu Bericht „Wirtschaftsweise für Abschaffung der Mütterrente“ (Politikteil):
Kann man da noch von Weitsicht und Weisheit sprechen, wenn selbst eine Wirtschaftsweise die Mütterrente abschaffen will?
Wenn schon unser Rentensystem zunehmend in eine demografische Schieflage kommt und unser Staat immer mehr alt und kinderarm daherkommt, müsste man doch alles unternehmen, dass junge Leute nachkommen, die langfristig die Renten- wie auch Facharbeiterprobleme beseitigen. Ist das nicht skandalös, wenn gerade unser Rentensystem wie ein Kindervermeidungsprogramm wirkt, weil häusliche Erziehungsleistungen weitgehend als Nichtarbeit gelten und sich so als Rente-mindernd auswirken?
Seit Langem hat das zu einer Verarmung von Familien mit Kindern zugunsten von kinderlosen Personengruppen geführt, die in der Regel höhere Renten beziehen, obwohl sie mit ihren Beiträgen nur die jetzigen Rentenbezieher versorgen, aber kaum Leistungen für künftige Beitragszahler erbringen, die einmal ihre Rente finanzieren.
Auch wenn erst seit den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts Müttern eine Mütterrente in Form von mickrigen Rentenpunkten zugestanden wird, bleibt unser Rentensystem höchst ungerecht und familienfeindlich. Eine Mutter mit mehreren Kindern, die für echtes Wachstum sorgt, wird wegen ihrer Doppelbelastung kaum in der tonangebenden Politik wie in den Leitmedien einen einflussreichen Platz bekommen.
Wohl auch deswegen kommen grobe Fehlentwicklungen in den Sozialsystemen erst gar nicht so recht ans Tageslicht und bei den etablierten Parteien bleibt man meist vor den Wahlen bei oberflächlichen Reformansätzen. Anderenfalls müsste man langjährige Schieflagen in der Bevölkerungsentwicklung entdecken, die durch eine grundrechtswidrige (vgl. Art. 6 GG) und kurzsichtige Sozialpolitik weitgehend selbst verursacht sind.
Simon Kirschner
Gaimersheim