Zum Bericht „Die nackte Angst im Bordell“ (Bayernteil):
Die nackte Angst geht jetzt schon um. Und zwar bei den 98 Prozent der Prostituierten, die ihren „Job“ ganz und gar nicht freiwillig machen. Die Angst vor dem Zuhälter, der heute Nacht zum Abkassieren kommt. Die Angst nächste Woche wieder in eine andere Stadt gebracht zu werden, nicht wissend wo man ist. Die Angst vor dem nächsten gewalttätigen, perversen Freier. Die Angst, dass kein Freier kommt und die horrende Miete (etwa 120 Euro pro Tag) für das Zimmer nicht bezahlen zu können. Die Angst, für den Lebensunterhalt der eigenen Kinder nicht genügend ins Heimatland schicken zu können. Die Angst, nie genügend Geld anschaffen zu können, um die eigene Krankenhausrechnung endlich bezahlen zu können. Natürlich, weil man, wie die allermeisten (90 Prozent), nicht angemeldet und auch nicht krankenversichert ist. Die Angst, aus diesem Kreislauf nie aussteigen zu können.
Das ist die Realität! Und die hören wir bei unseren Besuchen als Streetworker zuhauf. Aus diesem Grunde ist das „Nordische Modell“ kein „Scheißdreck“ (wie von Herr Ittner zitiert), sondern längst überfällig. Wie lange sollen Frauen denn noch als Ware behandelt werden in unserem aufgeklärten Land?
Ich wünsche allen diesen wertvollen Frauen ein Leben in Würde und wahrer Selbstbestimmung. Auch dafür steht das „Nordische Modell“: Beratung und Hilfe beim Ausstieg.
P.S. Dass Freier Maik und seine Ehefrau ebenfalls Hilfe benötigen, versteht sich von selbst.
Birgit Gottwald
Krottenmühl