Ein Durcheinander von Dichtung und Wahrheit

von Redaktion

Zur laufenden Berichterstattung über den geplanten Brenner-Nordzulauf und zum Interview mit dem Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher „Tunnel? Italien schafft das!“ (Regionalteil):

Ganz offensichtlich gehören der US-Vizepräsident J.D. Vance und der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher dem gleichen Politikertypus an. Eloquent, man könnte auch sagen, frech gehen sie nach dem Grundsatz „Angriff ist die beste Verteidigung“ vor.

Beide glauben, die Regierungen anderer Länder mit vermeintlichen Unzulänglichkeiten und Defiziten konfrontieren zu können, mit denen sie selbst daheim zu kämpfen haben. Während der eine bei der Münchner Sicherheitskonferenz Europa mangelnde Meinungsfreiheit vorwarf, beklagt der andere beim Brenner-Nordzulauf fehlende Kommunikation und fehlenden Klartext deutscher Politiker mit den Bürgern. Auf Märchen wie das, dass der Brenner-Südzulauf durchgehend vierspurig ausgebaut und weitgehend untertunnelt wird, verzichten die Bürger hierzulande gerne. Dass Italien die Finanzierung des Milliardenprojekts spielend schafft, ist angesichts der enormen Staatsverschuldung mehr als fraglich. Trügerisch ist auch die Annahme, dass die Menschen dort den Bau zusätzlicher Gleise herbeisehnen.

Dabei ist nicht alles falsch, was im OVB-Interview von Kompatscher gesagt wurde. Dass der Brennerbasistunnel den Alpentransit erleichtert und das Anschlussstück von Franzensfeste bis Waidbruck zwingend notwendig und im Bau ist, stimmt. Aber auch das ist eine raffinierte und bewährte Strategie: Fakten mit Wünschen und Vermutungen geschickt vermischen. Es wäre die Aufgabe der Verantwortlichen bei der Zeitung, Antworten von Politikern zu hinterfragen und das Durcheinander von Dichtung und Wahrheit zu entflechten.

Jakob Opperer sen.

Rohrdorf

Eine der Kernaussagen des Landtagsabgeordneten Sepp Lausch bei einem Informationsabend der Freien Wähler lautete, dass die Südtiroler nicht durchgehend viergleisig planen würden und demnach ein solcher Ausbau beim Nordzulauf zumindest fragwürdig erscheint. Im Rahmen eines Faktenchecks wurde vom OVB dieser Behauptung die Antwort des Südtiroler Landeshauptmanns Kompatscher gegenübergestellt, der dies als unwahr zurückweist. Dabei wisse er nicht einmal, woher diese Falschinformation käme.

Hier kann man dem geschätzten Landeshauptmann sicher auf die Sprünge helfen. Er möge doch endlich den konkreten Planungsstand beim Los 7 (bisher zweigleisiger Schlerntunnel) und beim Los 6 (Abschnitt Serravalle – Pescantina) bekannt geben. Nach wie vor bezweifeln die Bürgerinitiativen, ob für diese 65 Kilometer – immerhin ein Drittel des gesamten Südzulaufs – überhaupt schon irgendetwas vorliegt, selbst wenn es nur Machbarkeitsstudien wären, die nach Aussage Kompatschers, anders als in Deutschland, bereits als Vorplanungen zu bewerten sind.

Bloße Behauptungen und Absichtserklärungen eines Lobbyisten als Fakten für den Planungsfortschritt einer durchgehend viergleisigen Bahnstrecke auf der Alpensüdseite zu bezeichnen, erscheint mir etwas gewagt zu sein. Könnte da etwa die OVB-Redaktion falsch liegen?

Stefan Hofbauer

Ostermünchen

Artikel 9 von 10