Ex-Kanzler Kurzentfacht Sprachmagie

von Redaktion

Zum Bericht „Kurz: Deutsche wackeln zu viel mit Zeigefinger“ (Politikteil):

Einmal mehr offenbart Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz seine Sprachmagie, wenn er sich mit scharfem Skalpell und ironischem Biss diesmal die Deutschen vornimmt. Seine Politikanalyse erreicht uns wie gewohnt als verbale Delikatesse. So wie wir Deutschen ja ohnehin anfällig für humanitäre Schaunummern sind. Vom ,,Refugees welcome“ des Septembers 2015 bis zum „Greta-Hype“ des Frühjahrs 2019 zieht sich ein moralischer Bogen: die Deutschen als selbst ernanntes Vorbild für die Welt. Irgendwie hatte der österreichische Schriftsteller Franz Werfel einen guten Instinkt, als er in seinem Roman „Stern der Ungeborenen“ schrieb: „Zwischen Weltkrieg zwei und drei drängen sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte … Die meisten der Deutschen nahmen auch, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Humanität und Güte erschienen ihnen jetzt der beste Weg zu diesem Ziel. Sie fanden ihn sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenlehre … Sie waren die Erfinder der undankbaren Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit … wobei ihr eintöniges Thema stets der brüderlichen Pflicht des Menschen gewidmet war. Ohne Pflicht ging’s nicht.“

Und wenn die Klima-Hysterie abgeklungen ist, wird sich ein anderes Thema finden, mit dem man die Welt retten kann – oder wenigstens so tun als ob.

Wenzel Schuster

Töging

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