Auch an den Urlauber mit Feingefühl denken

von Redaktion

Zum Bericht „Dehoga-Kreischefin Albrecht: ‚Kampenwand-Bahn ist von zentraler Bedeutung für den Tourismus‘“ (Regionalteil):

Kann man wirklich glauben, dass die Möglichkeit zu Besucheransammlungen auf der Kampenwand „von zentraler Bedeutung für Tourismus, Gastronomie und Hotellerie in der ganzen Region“ ist? Und dass deshalb die Kapazität der Kampenwandbahn vergrößert werden muss? Wohin aber werden wir geraten, wenn nach der beabsichtigten und unkalkulierbaren Erhöhung der Besucherzahlen durch die geplante „Neue Kampenwandbahn“ zum Beispiel sensibles Leben der Tier- und Pflanzenwelt nach und nach in den Bergen vertrieben oder ausgerottet wird? Wenn es einmal kaum noch seltene Tiere und Blumen gibt?

Wenn durch Quantitätsstreben eine Situation geschaffen wird, die keine Rücksicht mehr auf die Umwelt zulässt? Verschwindet dabei in der Natur nicht genau das, was für den Urlauber mit Feingefühl von Bedeutung ist, was ihn zu uns in den Chiemgau führt? Und in welchem Zustand verbleiben unsere Berge den Einheimischen? Und einmal unseren Kindern?

Frau Albrecht als Hotelbesitzerin und Vertreterin der Gastronomie und Hotellerie urteilt natürlich aus ihrem eigenen Blickwinkel und wird offensichtlich von derlei Fragen nicht berührt. Doch in der Tourismuspolitik hat man teilweise aus Fehlern gelernt, und es wird heutzutage fast überall ein „Sanfter Tourismus“ propagiert – als Gegenstück zum „Totschlag-Tourismus“.

Peter Holzmayer

Frauenchiemsee

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass wir aufhören, in „entweder/oder“ zu denken. Die Bergbahn „muss“ gebaut werden, damit der Tourismus im Chiemgau „wettbewerbsfähig“ bleibt. Das, was unsere Heimat so lebenswert (und attraktiv für Touristen!) macht, zerstören wir uns damit selbst. Unser kraftvoller, authentischer Chiemgau wird sukzessive zum „Bayern-Disneyland“. Die Lebensräume der Wildtiere, Pflanzen, Insekten vor Ort sind ohnehin schon sehr eingeschränkt und kranken.

Was wäre möglich, wenn man die Natur nicht nur miteinbezieht, sondern ihr den Vorrang gibt? Zum Beispiel Baumkronenwege anlegt, sodass sich Menschen auf definierten Wegen aufhalten, Teil der Natur sein können – und der Flora und Fauna der Lebensraum erhalten bleibt?

Es wäre schön, auf diese Art kreativ zu werden. Wir sind Teil der Natur; unsere eigene Lebensqualität ist unmittelbar mit ihr verbunden.

Petra Kaufmann

Bernau

Artikel 1 von 11