Zum Interview „Menschen sind ihre Freiheit gewohnt“ mit Landrat Otto Lederer zur Bewältigung der Corona-Krise (Regionalteil):
Danke für das Interview mit Landrat Lederer. Seine Analyse zur Krisenbewältigung teile ich. Hinzufügen möchte ich: Die Menschen mit tiefen Ängsten haben sich nicht alle vor dem Gleichen gefürchtet!
Die einen sahen ihr Leben durch das Virus bedroht. Tief in ihnen mag eine Ur-Erinnerung an die Schrecken geschlummert haben, wie sie die großen Pest-Epidemien mit sich brachten, die Cholera oder andere Heimsuchungen. Zuvorderst die Bergamo-Bilder haben diese in ihnen lebendig werden lassen. So ging es mir. Anderen erschien das Virus nicht lebensgefährlich. „Es ist wie eine Grippe.“ Sie sahen die Mächtigen, die Entscheider, als die Bedrohung für ihr persönliches Schicksal.
Eine Frau sagte mir, die Impfung zwangsweise verabreicht zu bekommen, sei in ihrer Vorstellung gewesen, „wie auf den Scheiterhaufen geführt zu werden“! Traumata der Folter, der Unbarmherzigkeit von Euthanasie und grausamen Verfolgungen von Andersdenkenden zu allen Zeiten. Es trieb diese Seelen im Unbewussten um: „Das darf mir nie wieder passieren!“
So gab es zwei Gruppen, die zur gleichen Zeit im gleichen Land zwei ganz unterschiedliche Krisen zu bewältigen hatten. Die einen haben vor dem Rosenheimer Krankenhaus für die Impfung demonstriert, die anderen im Mangfallpark gegen Eingriffe in ihre Selbstbestimmung. Eine gespenstische Zeit!
Eine Einigung, die für beide Seiten als der Weg zur Bewältigung ihrer eigenen Krise hätte anerkannt werden können, war wohl grundsätzlich kaum möglich. So habe ich drei Freunde verloren. Vielleicht können wir im Nachhinein darüber reden und liegt in der gegenseitigen Anerkennung der beiden verschiedenen Sichtweisen zumindest noch ein Weg hin zur späten Aussöhnung.
Robert Haidacher
Kiefersfelden