Zum Bericht „Freier Tag lockt Pflegekräfte“ (Bayernteil):
Die vielen Vorteile der geänderten Arbeitszeitregelung sind in dem Artikel ausführlich beschrieben, und mich freut es für die Pflegekräfte, die an diesem Pilotprojekt teilnehmen dürfen. Auch klar, dass sich die Schön Klinik in Harlaching über die große Anzahl der Neubewerbungen freut, sodass sogar eine Warteliste für Bewerber entstand. Das klingt auf dem ersten Blick nach „der Lösung“ für den Pflegeberuf, doch was sagt der zweite Blick? Aus dem Bericht geht nicht hervor, um was für Bewerber es sich handelt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Bewerber aus anderen Pflegeeinrichtungen Schlange stehen. Damit wird durch das Projekt Pflegepersonal von anderen Stellen abgezogen – und dort entstehen noch größere Personalprobleme.
Ob dieses Pilotprojekt zum Abbau des Pflegenotstandes beitragen kann, wird sich erst zeigen, wenn alle Pflegeeinrichtungen dieses Model übernehmen dürfen. Denn es kommt nicht nur darauf an, den bestehenden Pflegern ihren Arbeitsplatz zu verbessern, sondern den Beruf so attraktiv zu machen, dass größeres Interesse geweckt wird, ihn zu erlernen und so mehr Pflegepersonal zu gewinnen.
Schließlich erwartet uns in den kommenden Jahren ein hoher Bedarf an Pflege durch die Babyboomerjahre. Das Model kann also nur „ein Baustein“ dazu sein und der muss für alle Einrichtungen gelten.
Jedem muss aber auch klar sein, dass jede zusätzliche Maßnahme Geld kostet. Diese Kosten müssen wir alle tragen, entweder in direkten hohen Pflegekosten im Akutfall oder in höheren Versicherungs- oder Steuerbeiträgen. Denn der Staat bekommt sein Geld, das er ausgeben kann, nur von uns Bürgern.
Hartmuth Lang
Waldkraiburg