Zum Kommentar „Zu viel Gewalt auf dem Handy“ (Politikseite):
Der Kommentar ist ein kleiner Lichtblick, aber er erscheint mir doch zu kurz gegriffen. Die steigende Gewaltkriminalität in jungen Altersgruppen kann man nicht nur auf Smartphone, Corona-Pandemie, Perspektivlosigkeit und Armut zurückführen.
Meiner Ansicht nach haben Kinder heutzutage auch viel zu wenig Freiraum, um sich gesund zu entwickeln.
Geringe Bewegungsfreiheit schränkt die Möglichkeit, Aggressionen abzubauen, massiv ein, die sich dann früher oder später auf mehr oder weniger unschöne Weise entladen.
Meine Kindheit in den 1960er-Jahren würde nicht für eine aktuelle eintauschen, in der Kinder materieller Wohlstand als das Nonplusultra verkauft wird – wobei dieser Wohlstand, den wir so vehement verteidigen sollen, in meinen Augen schon mehr zu einem Missstand mutiert, der Kinder krank macht.
Wir liefen von klein auf über Felder und Wiesen, die man noch als solche bezeichnen konnte, lebten mit und in der Natur, brauchten keine künstlich erzeugten einengenden Spielplätze und fühlten uns frei und zugleich geborgen. Uns schien die ganze Welt zu gehören und wir wurden von keinem Menschen als Störenfriede beschimpft.
Eine glückliche Kindheit lässt einen auch so manchen Tiefschlag im Leben gut verkraften. Aber wo sollen Eltern heute mit ihren kleinen Kindern noch hin – wenn auch die letzte Wiese verbaut ist, eine Bergwanderung mit ihnen durch Mountainbiker, die den ultimativen Kick suchen, zum Stresstest wird, und sogar erwachsene Radfahrer auf ausgewiesenen Gehwegen ungeniert ihre „Freiheit“ genießen?
Kinder sind keine Wahlberechtigten, darum werden sie wohl des Öfteren übersehen. Aber sie sind unsere Zukunft. Und wir sollten in weiser Voraussicht die Gegenwart so gestalten, dass sie nicht unseren Nachkommen zur Bürde wird.
Regina Bacher
Bad Feilnbach