Zum Bericht „Merz stellt sich hinter Angriffe auf den Iran“ (Politikteil):
Über 80 Millionen Menschen starben im Zweiten Weltkrieg. Dieses unfassbare Leid mahnt uns bis heute: Krieg darf niemals verharmlost oder als notwendiges Mittel der Politik betrachtet werden. Besonders Deutschland trägt eine historische Verantwortung, die klar benennt: „Nie wieder Krieg“ darf keine Floskel sein – sondern ein politischer Maßstab.
Umso verstörender wirkt die Aussage von Bundeskanzler Merz, Israel mache im Krieg mit dem Iran „die Drecksarbeit für uns alle“. Diese Wortwahl ist zynisch und gefährlich. Sie suggeriert, militärische Gewalt sei eine delegierbare Notwendigkeit – und blendet das menschliche Leid vollständig aus, das mit jedem Krieg einhergeht. Krieg ist keine „Arbeit“, die andere für uns erledigen. Krieg bedeutet Tod, Zerstörung, Vertreibung, Traumata – vor allem für Zivilisten. Schon einmal wurde unsere „Freiheit am Hindukusch“ verteidigt – mit katastrophalen Folgen: Instabilität, Extremismus und unermessliches Leid waren die Konsequenzen.
Wer heute erneut Waffen liefert und kriegstreiberisch spricht, hat offenbar nichts aus der Geschichte gelernt. Deutschland muss Verantwortung übernehmen. Das bedeutet: Ein Ende aller Waffenlieferungen in aktive Kriegsgebiete – unabhängig vom Empfängerland. Einen sofortigen Stopp der Rüstungsexporte nach Israel, solange in Gaza schwere Menschenrechtsverletzungen dokumentiert werden und es keine glaubhaften Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln gibt.
Verantwortung heißt, nicht zuzusehen, wie andere „die Drecksarbeit“ machen – sondern alles zu tun, um Krieg zu verhindern. Frieden braucht Mut, Beharrlichkeit und klare Prinzipien – nicht rhetorische Entgleisungen und militärische Scheinlösungen.
Renate Ellmann
Griesstätt