Vor „Ob“ und „Wie“ kommt „Wozu?“

von Redaktion

Zum Bericht „Das Geld muss da sein“ (Regionalteil):

Die Notwendigkeit eines zusätzlichen Brenner-Nordzulaufs wird damit begründet, dass man Güter auf die Schiene bringen muss. Landtagsabgeordnete haben das jetzt wiederholt und sind sich nur in der Frage uneinig, wie das geschehen soll und ob es dazu eine Neubaustrecke braucht. Es fehlt die Frage, welcher Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden soll.

Implizit wird unterstellt, dass es jetziger Straßengüterverkehr ist. Der wird aber nur einen kleinen Teil der Verlagerung ausmachen. Hauptsächlich werden die zusätzlichen Kapazitäten dazu genutzt werden, Güterverkehr vom Schiff auf die Schiene zu verlagern! Dafür spricht Folgendes: Erstens ist aus Bahn-Unterlagen ersichtlich, dass die Transportzeiten für Waren aus Fernost nach Mittel- und Nordeuropa um etwa eine Woche verkürzt werden können, wenn die Güter nicht aus dem Suez-Kanal über Gibraltar in Nordseehäfen transportiert und von dort weiter verteilt werden, sondern in Italien an Land gehen und dann mit der Bahn über den Brenner nach Mitteleuropa gebracht werden.

Zweitens gehen selbst die Szenarien, die der damalige Verkehrsminister Scheuer vorgestellt hat, davon aus, dass nicht Viel des jetzigen Straßen-Güterverkehrs auf die Schiene verlagert werden kann. Lediglich zehn bis maximal 20 Prozent Verlagerung werden als Ziel angegeben, „wenn es denn gelänge“ – wie es im Bericht heißt. Zusammengefasst: Eine Neubaustrecke führt bisherigen Schiffsverkehr durch die Region, reduziert aber kaum den Güterverkehr auf der Straße. Und dafür muss das Geld da sein? Immerhin ein zweistelliger Milliardenbetrag! Und dafür soll unsere Region leiden? Es ist zu hoffen, dass bei der nächsten Behandlung im Bundestag über Zielsetzung und Wirkungen eines zusätzlichen Nordzulaufs genauer diskutiert wird.

Dr. Hermann Biehler

Rosenheim

Es ist schön, zu lesen, dass beim Thema „Güter auf die Schiene“ Einigkeit zwischen den vier Abgeordneten bestand. Aber dann kann ich auch nach mehrmaligem Lesen nur den Kopf schütteln. Frau Kurz mahnt die Bürgerbeteiligung an, ja, gab es diese nicht schon mal ? Herr Artmann zur weiteren Ausgestaltung der Bestandsstrecke: Ja, meine schon mehrfach angesprochene Beseitigung der bestehenden höhengleichen Bahnübergänge in Happing, Pfraundorf und Niederaudorf wären ein wichtiger Schritt. Wenn man aber einen funktionierenden Regionalverkehr (Stichwort Verkehrswende) mit enger Taktung wünscht, dann ist die Anzahl der noch freien Trassen und Slots eben begrenzt. Irgendwann hilft etwa ETCS auch nicht mehr weiter. Für mich wäre eine Schlüsselfrage, auch bezüglich Begründung für diesen Neubau, wie die Politik Güter vermehrt auf die Schiene bringen wird. Mit Worten alleine wird kein Spediteur der Welt hier umswitchen. Wenn gesagt werden würde, die Belastung des Schwerverkehrs auf der Inntalautobahn sinkt ab Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels um 50 oder mehr Prozent, dann hätte das gesamte Projekt meines Erachtens mehr Zustimmung in der Öffentlichkeit. Herr Lausch: Es gibt einen Staatsvertrag, den Italien und Österreich bereits einlösen. Und zur Finanzierung: Der Bund finanziert den allgemeinen NKU-Wert, alle weiteren Wünsche wie Tunnel müssen bitte an den bayerischen Verkehrsminister gerichtet werden. Andere Bundesländer handhaben dies vorbildlich.

Franz Fürle

Brannenburg

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