Leistungsnachweise haben ihren Zweck

von Redaktion

Zum Bericht „Der Kampf um die Exen“ (Bayernteil):

Als engagiertes Mitglied der Elternschaft eines bayerischen Gymnasiums möchte ich meine Besorgnis über die derzeit diskutierte Abschaffung unangekündigter Leistungsnachweise (zum Beispiel Stegreifaufgaben) zum Ausdruck bringen.

Unangekündigte Tests erfüllen aus pädagogischer Sicht wichtige Funktionen: Sie fördern eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff, schaffen Leistungsfairness unter den Schülern und bieten Lehrkräften eine realistische Einschätzung des tatsächlichen Lernstands. Eine Abschaffung würde aus meiner Sicht ein Signal setzen, das dem Anspruch schulischer Bildung – nämlich Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortung und Durchhaltevermögen zu fördern – zuwiderläuft.

Selbstverständlich sollen Prüfungsformate regelmäßig auf ihre Wirksamkeit und pädagogische Angemessenheit überprüft werden. Eine generelle Abschaffung jedoch halte ich für nicht zielführend und pädagogisch fragwürdig. Sie birgt die Gefahr, dass kurzfristiges, punktuelles Lernen gegenüber nachhaltigem Wissenserwerb begünstigt wird.

Ich bitte die Politik daher eindringlich, bei ihren Überlegungen die langfristigen Auswirkungen auf Lernverhalten und Bildungsgerechtigkeit zu bedenken – und unangekündigte Leistungsnachweise in ihrer bewährten Form beizubehalten.

Wolfram Zeck

Mühldorf

Amelie & Co haben Angst vor dem nächsten Schultag. Wenn man nicht weiß, wann eine Ex geschrieben wird, bleibt nichts anderes übrig, als jeden Tag zu lernen, zu wiederholen. Da ist nicht mehr so viel Raum für Freizeit, wie auch immer die gestaltet sein mag.

Vielleicht sollte man neben den Exen auch die mündlichen Abfragen ankündigen. Wäre auf jeden Fall praktisch. Denn dann kann man, wenn’s brennt, an solchen Tagen auch einfach mal daheim bleiben.

Mal ehrlich: Macht es nicht Sinn, in einer Zeit, in der die Motivation fürs Lernen oft abnimmt und andere Faktoren interessanter werden (das andere Geschlecht, chillen, Partys, die Medien), wenn man von außen ein bisschen „Druck“ bekommt, damit man am Ball bleibt?

In besagtem Artikel wird leider nicht erwähnt, dass es immer schon angekündigte Leistungsnachweise gab. Schulaufgaben, Kurzarbeiten, Referate oder Projektarbeiten sind doch genau das, was Amelie & Co fordern: Jeder Schüler weiß, welcher Stoff abgefragt wird und kann sich über einen längeren Zeitraum bestens darauf vorbereiten. Gute Noten sind da ja vorprogrammiert. Und diese Noten zählen sogar doppelt.

Ich war 50 Jahre Lehrerin und habe erlebt, wie das Niveau im Lauf der Jahre gesunken ist. Lehrpläne wurden und werden laufend „entrümpelt“. Neue Inhalte kommen nicht dazu, wenn man von dem Wahnsinn absieht, dass bereits in Grundschulen und Kitas mit Tablets „gearbeitet“ wird. Ich habe Generationen von Schülern erlebt, die nicht „unter unangekündigten Leistungsnachweisen“ gelitten haben (Ausnahmen bestätigen die Regel). Und ich glaube nicht, dass die heutige Schülergeneration dümmer ist. Was läuft da verkehrt? Schule ist euer Job, liebe Schüler und Bildung ist ein Privileg. Ob das allen bewusst ist?

Rosi Hagenreiner

Stephanskirchen

Artikel 7 von 11