Zum Bericht „Scharfe Kritik an Smotrich“ (Politikteil):
Was der israelische Finanzminister Smotrich ganz offen proklamiert, ist nicht neu. Das gesamte Westjordanland zu annektieren, ist schon seit langer Zeit erklärtes Ziel Israels, wahrscheinlich schon seit dessen Eroberung 1967. Alles, was Israel in diesem Gebiet, ebenso wie auch in Gaza, im Golan und auch in Ost-Jerusalem, errichtet und gebaut hat, ist völlig illegal. Die israelischen „Siedlungen“ im besetzten Westjordanland sind teilweise echte Städte – und es gibt davon nicht dutzende, wie berichtet, sondern nach neuestem Stand mittlerweile 262, die allesamt von jüdischen Siedlern bewohnt sind, die wiederum überwiegend aus den USA stammen. Auch Minister Smotrich wohnt in einer solchen „Wohneinheit“.
Ich kenne arabische Dörfer, die von vier oder fünf dieser „Siedlungen“ eingekreist sind – wie das Dorf Nahalin, das von den „Siedlern“ jeden Tag terrorisiert wird.
Oft wird behauptet, diese Siedlungen wären notwendig, da der Lebensraum in Israel nicht für alle Juden dort ausreiche. Ich kenne die Region gut, da ich als Reiseleiter und privat 47 Mal in Palästina und Israel war. Israel ist nicht überbevölkert. Der tiefere Sinn der Siedlungspolitik besteht darin, das arabische Westjordanland mit israelischen Städten zu zersiedeln und dadurch eine Zweistaatenlösung definitiv zu verhindern. Damit verstößt Israel stündlich und täglich gegen jegliches Völkerrecht, was ihm aber anscheinend völlig egal ist, kann es sich doch buchstäblich alles leisten, solange einige westliche Staaten schützend die Hand darüber halten. Erst jetzt reagieren UN und der Westen spürbarer und finden deutlichere Worte.
Wenn das Westjordanland annektiert sein wird, folgt Gaza. Der Gaza-Streifen wird platt gebombt, um der Bevölkerung jede Lebensmöglichkeit zu nehmen und um die Riviera des Nahen Ostens errichten und das riesige Erdgasfeld ausbeuten zu können, das 30 Kilometer westlich des Gaza-Streifens im Meer liegt.
Ein „Groß-Israel“, das auch Teile Syriens, des Libanon und Jordaniens umfasst, soll mit buchstäblich allen Mitteln erreicht werden. Schließlich „hat ihnen doch Gott selber das Land versprochen“. Um politische Pläne durchsetzen zu können, wird auch noch die Bibel missbraucht.
Georg Spindler
Teisendorf