Routinierter Horrorseit Jahrtausenden

von Redaktion

Zum Bericht „Nacht der brennenden Kirchen“ (Weltspiegel)

Bevor vor 70 Jahren ein marodierender Mob die Stadt Istanbul (vormals Konstantinopel) in Brand setzte, muss man auch die marodierenden Christen-Horden bei ihrem verheerenden Überfall auf Konstantinopel während ihres vierten Kreuzzuges (1202-1204) erwähnen, sonst wird die Geschichte einseitig erzählt.

Papst Innozenz III. war für den Vierten Kreuzzug zuständig, um Jerusalem zurückzuerobern. Statt Jerusalem erreichte das Kreuzfahrerheer das christlich-orthodoxe Konstantinopel, das es 1204 eroberte.

Christen schlachten Christen. Was folgte, war eine brutale und systematische Plünderung, die drei Tage andauerte. Dabei wurden Kirchen und Klöster geplündert und zerstört. Altäre wurden wegen ihres Goldes zerschlagen. Kaisergräber in der Apostelkirche geschändet, tausende von Menschen getötet und Frauen vergewaltigt, die Stadt komplett verwüstet.

Der Raub der Kunstschätze war einer der größten der Geschichte. Berühmt ist der Fall des antiken bronzenen Viergespanns, das ursprünglich das Hippodrom in Konstantinopel schmückte und von den Kreuzfahrern auseinandergenommen und nach Venedig verschifft wurde. Dort steht es, bis heute, als Quadriga San Marco vor dem Markusdom.

Der Überfall auf die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches führte zur Spaltung zwischen der griechisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche. Konstantinopel erholte sich nie von dem Überfall, war nachhaltig geschwächt, was schließlich zu der Eroberung durch die Osmanen am 29. Mai 1453 führte. Bis heute im Gedächtnis der Menschen gespeichert.

Dass sich Religionen gegenseitig ihre Kirchen, Tempel, Pagoden, Synagogen und so weiter anzünden, Heiligtümer vernichten und die Tempelschätze rauben, ist eine routinierte Angelegenheit seit Jahrtausenden.

Gudrun Baumann-Sturm

Raubling

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