Zum Bericht „Wo ist der Bär vom Samerberg?“ (Regionalseiten):
Eine Spaziergängerin hat angeblich am Samerberg einen Bären auf rund 100 bis 200 Meter Entfernung gesehen – und das am helllichten Nachmittag. Der Bären- und Wildtierexperte Wolfgang Schröder, lange Jahre Inhaber der Professur für Wildbiologie an der TU München, hält es, vorsichtig gesagt, für sehr unwahrscheinlich, dass die Frau wirklich eine Begegnung mit einem Bären hatte. Sicher für ihn ist nur, dass die Frau etwas gesehen hat, sagt er. Aber dass es wirklich ein Bär war, hält er für nahezu ausgeschlossen.
Die beiden entscheidenden Punkte sind für Schröder die aktuelle Jahreszeit und das völlige Fehlen von anderen Nachrichten von einem Bären in den bayerischen Alpen und im angrenzenden Tirol. Jetzt im November sind die Bären in aller Regel schon in der Winterruhe, sagt er. Deshalb wäre es extrem außergewöhnlich, wenn da jetzt plötzlich einer am Samerberg auftaucht. Zumal die nächste Bärenpopulation 200 Kilometer Luftlinie entfernt im Trentiner Adamello-Gebirge lebt. Von dort wandern zwar immer wieder Jungbären ab, mitunter auch nach Norden Richtung Tirol und Bayern. Aber man hätte schon längst erfahren, wenn da einer unterwegs wäre. Da hätte es bereits anderswo Sichtungen oder Spuren gegeben, sagt Schröder. Das sei jedoch nicht der Fall.
Der letzte gesicherte Nachweis eines Bären in Bayern stammt vom Mai 2023 und zwar von dem Bären im Tiroler Lechtal. Er war kurz über die Grenze in die Allgäuer Alpen marschiert und dort fotografiert worden. In den Wochen davor gab es außerdem sichere Spuren, dass in den Landkreisen Miesbach, Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land ein Bär unterwegs war. Das Tier wurde am 23. Mai 2023 im benachbarten Salzburger Land von einem Zug überfahren und getötet.
Robert Hegele
Rosenheim