Papst sollte Vergangenheitsbewältigung betreiben

von Redaktion

Zum Bericht „Der Papst als Kapitalismus-Kritiker“ (Weltspiegel-Seite):

Papst Leo sollte als Erstes eine Vergangenheitsbewältigung betreiben, wer für diese Umweltzerstörung mitverantwortlich ist. Die Kolonisierung unterdrückte und rottete indigene Kulturen aus, die eine tief verwurzelte, respektvolle Beziehung zur Natur pflegten. Die Mutter Erde war ein lebendiges Wesen, dem man Respekt und Dankbarkeit entgegenbrachte. Ressourcen wurden nachhaltig genutzt. Land war kein Besitz, das man kaufen oder verkaufen konnte.

Der missionarische Eifer, zum Christentum zu bekehren, führte zu einer tragischen Zerstörung von Traditionen und Lebensweisen. Die christlichen Kolonialmächte zwangen die Indigenen mit unmenschlichen Bedingungen zu Monokulturen. Viele der heutigen politischen Konflikte, wirtschaftliche Probleme und der geringe Entwicklungsstand sind direkte Folgen dieser historischen Gewalt. Dass das Christentum mitverantwortlich ist für diese Umweltzerstörung, wird seit Langem diskutiert. Anthropozentrische Weltsicht: Im Gegensatz zu vielen heidnischen oder Naturreligionen, die Götter in Bäumen, Flüssen und Bergen sahen, hat das Christentum die Natur entheiligt. Die Natur war nicht mehr beseelt oder göttlich angesehen, sondern als reine Schöpfung, die für den Menschen gemacht wurde.

In Genesis 1,28 heißt es: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan, und herrscht über Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ Nach wissenschaftlicher Auffassung wäre die Umweltzerstörung ohne diese zugrundeliegende theologische Denkweise nicht denkbar. Eine historische, gefährliche Fehlentwicklung. Erst jetzt, nachdem die Natur total gefährdet ist, findet im Christentum eine Uminterpretation statt.

Gudrun Baumann-Sturm

Raubling

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