Zum Bericht „Demokratie – ein Auslaufmodell oder zukunftsversprechend?“ (Regionalseiten):
Die Demokratie in Deutschland ist in ihrer schwersten Bewährungsprobe seit dem Zweiten Weltkrieg: In den vergangenen Jahrzehnten hat unser Wohlstand kontinuierlich zugenommen. Doch damit ist jetzt offenbar endgültig Schluss, weil uns unsere Konkurrenten, vor allem China, ein- oder überholt haben.
Damit wir auf dem Weltmarkt wieder konkurrenzfähig werden, muss jetzt notfalls auch eine Absenkung des Lohn- und Gehaltniveaus in Kauf genommen werden. Schließlich haben wir in den 70er- und 80er-Jahren ohne alljährliche Flugreisen und ohne SUVs auch zufrieden gelebt. Weil es immer bergauf ging, hat die Bevölkerung hingenommen, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter geöffnet hat. Bei sinkenden Löhnen werden die zum Teil exorbitanten Verdienste und Vermögen vieler Deutscher aber zum Skandal, der die Bevölkerung spaltet und in die Arme extremer Parteien treibt.
Unsere Politik muss jetzt die ungeschminkte Wahrheit sagen und nicht in populistischer Manier unerfüllbare Versprechungen machen. Wir müssen lernen, dass nicht alles, was wünschenswert ist, mit der Realität vereinbar ist. Das gilt auch für die Außenpolitik, die aufgrund ehrenwerter Prinzipien die geopolitischen Gegebenheiten außer Acht gelassen und uns an den Rand eines Dritten Weltkriegs manövrierte. Wir alle müssen beweisen, dass unsere Demokratie auch in raueren Zeiten lebensfähig ist.
Lothar Schultz-Pernice
Bad Aibling