Verkehr

Wann Winterreifen Pflicht sind

von Redaktion

Wer seine Reifen am Auto noch nicht gewechselt hat, sollte das noch vor dem ersten Kälteeinbruch tun. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

-Wann müssen Winterreifen aufgezogen werden?

Einen allgemein vorgeschriebenen Zeitpunkt für den Reifenwechsel gibt es in Deutschland nicht. Der Gesetzgeber schreibt lediglich vor, dass die Ausrüstung „an die Wetterverhältnisse anzupassen“ ist. Pflicht sind Winterreifen also nur bei schlechten Straßenverhältnissen, etwa Schnee, Eis und Reifglätte. Der ADAC empfiehlt Autofahrern, Winterreifen nach der sogenannten O-bis-O-Regel zu montieren: Demnach sollen von Oktober bis zum Wochenende nach Ostern Winterreifen auf dem Auto bleiben. Grundsätzlich sollten die Reifen eine Profiltiefe von mindestens vier Millimetern haben.

-Welche Regel gilt in Österreich?

Für Österreich gibt es keine generelle Winterreifen-Pflicht, heißt es beim ADAC. Autos müssten aber zwischen dem 1. November und dem 15. April des Folgejahres bei „winterlichen Straßenverhältnissen“ mit Winterreifen mit einer Mindestprofiltiefe von vier Millimeter oder Schneeketten ausgerüstet sein.

-Warum sind Winterreifen wichtig?

Bei niedrigen Temperaturen kann der Fahrer mit Winterreifen besser bremsen und souveräner fahren. Die Gummimischung von Sommerreifen verhärtet sich bei niedrigen Plusgraden, was die Haftung auf der Straße reduzieren kann. Winterreifen werden aus einer weicheren Gummimischung mit zusätzlichen Rillen gefertigt, in denen sich Schnee und Matsch nicht festsetzen – daher „Matsch-und-Schnee-Reifen“ (M+S-Reifen). Auch Ganzjahresreifen tragen dieses Symbol.

-Steigt mit Winter- reifen der Spritverbrauch?

Das lässt sich pauschal nicht sagen, heißt es beim ADAC. Zwar sei der Rollwiderstand bei Winterreifen tendenziell höher, der Mehrverbrauch an Sprit sei aber meist gering. „Letztlich hängt das vom Modell ab. Betrachtet über mehrere Tests mit vergleichbaren Reifendimensionen kann gesagt werden: Die besten der getesteten Winterreifen erzielen teils geringere Verbrauchswerte als die schlechtesten Sommerreifen im Test“, erklärt ein ADAC-Sprecher.

-Welche Geldbußen drohen, wenn Autofahrer bei Schnee und Eis mit Sommerreifen fahren?

Erwischt die Polizei einen Autofahrer bei Schnee und Eis mit Sommerreifen, sind 60 Euro fällig. Dazu kommt ein Punkt in Flensburg. Mit 80 Euro und einem Punkt in Flensburg müssen Autofahrer rechnen, die mit Sommerreifen unterwegs sind und andere behindern – etwa dadurch, dass sie im Straßenverkehr liegen bleiben. Bei einer Gefährdung von anderen steigt das Bußgeld auf 100 Euro.

-Besteht im Winter mit Sommerreifen Versicherungsschutz?

In der Regel ja. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft bleibt der Haftpflichtschutz mit Sommerreifen in jedem Fall bestehen, wenn dadurch im Winter ein Unfall verursacht wird. Anders sieht es unter Umständen beim Vollkaskoschutz aus. Kann nachgewiesen werden, dass der Autofahrer fahrlässig mit Sommerreifen unterwegs war, kann die Versicherung die Zahlung kürzen.

-Wie werden Sommerreifen am besten gelagert?

Sommerreifen sollten im Winter trocken, dunkel und nicht zu warm gelagert werden. Optimal ist es, die Sommerreifen auf den Felgen auf einer Palette liegend übereinander zu stapeln und abzudecken. Auch lassen sich die Reifen am Felgenloch aufhängen. Reifen ohne Felge stehen dagegen besser und sollten etwa alle vier Wochen etwas gedreht werden, um Dellen zu vermeiden.

-Worauf sollte man beim Kauf achten?

Wer neue Winterreifen kaufen will, orientiert sich möglichst an Tests von Autoclubs oder Fachzeitschriften, rät der Tüv Süd. Ihre Kaufentscheidung sollten die Autofahrer dabei davon abhängig machen, wie sie ihren Wagen im Winter nutzen. Wer öfter in die Berge fährt, wählt einen Reifen, der vor allem auf Eis und Schnee gute Noten bekommt. Ist der Fahrer viel auf Autobahnen unterwegs, können die Faktoren Nässeeigenschaften und Langlebigkeit wichtiger sein.

-Sind gute Reifen auch teuer?

Nicht zwingend. Im jüngsten Test des ADAC haben einige Zweitmarken die teuren Hauptmarken hinter sich gelassen. So liegt bei den Winterreifen für Kleinwagen und Kompakte (195/65 R15) der „Kleber Krisalp HP3“ (Note 2,4, Preis: 63 Euro) auf Rang drei und damit neun Plätze vor der Hauptmarke „Michelin Alpin 5“ (Note 3,2, Preis: 77 Euro). Auch der preisgünstige „Esa+Tecar Super Grip 9“ (Preis: 49 Euro) landet drei Plätze vor dem Premiumprodukt von Goodyear („Ultra Grip 9“). Beide Reifen der Zweitmarken sind im unteren Preissegment anzusiedeln und gut auf trockener und schneebedeckter Fahrbahn, so der ADAC. Testsieger ist der „Continental WinterContact TS 860“ (Note 2,1, 74 Euro).

-Was ändert sich zum Jahreswechsel?

Ab kommendem Jahr müssen Winterreifen mit einem neuen Symbol gekennzeichnet werden (siehe Foto). „Das dreigezackte Bergpiktogramm mit der Schneeflocke in der Mitte ist Pflicht für alle Winterreifen, die ab 1. Januar 2018 hergestellt werden“, teilt der ADAC mit. Das bisherige M+S-Zeichen reiche dann für neu produzierte Winterreifen nicht mehr aus. Dem neuen Symbol liege ein höherer Qualitätsanspruch zugrunde. „Während für die Bezeichnung M+S keine einheitlichen winterlichen Prüfkriterien erforderlich sind, müssen Reifen für das ,Alpine‘-Symbol bei einem vergleichenden Bremstest auf Schnee Mindestqualitäten nachweisen“, erklärt der ADAC. Für bereits hergestellte Reifen gilt eine Übergangsfrist bis Herbst 2024. „Verbraucher müssen ihre bereits vorhandenen Winterreifen nicht sofort ersetzen.“ afp/dpa/sh

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