Börsen im Überblick

Ein wenig ist die Luft raus

von Redaktion

„Endlich“, sagen viele Beobachter. Endlich ist es mit den Kursen am Aktienmarkt nach unten gegangen. Endlich ist ein wenig Luft raus. Nachdem der Dax noch Anfang November fast täglich neue Hochs markiert hatte, ging es in den vergangenen beiden Wochen zeitweise um fünf Prozent runter bis auf knapp 12 850 Zähler – und damit deutlich unter die Marke von 13 000 Punkten. Die aber ist längst wieder überwunden. Michael Bissinger von der DZ Bank spricht denn auch von einem „leichten Rücksetzer“. Er hatte sich offenbar, wie viele andere Analysten und auch Händler, mehr erhofft. „Von einer echten Konsolidierung oder gar Korrektur kann keine Rede sein.“

Bissinger erinnert an andere Phasen, in denen der Dax im Jahresverlauf von seinem Höchststand zum nächsten Tief nach unten gelaufen ist. Im Durchschnitt waren das seit 1975 satte 18 Prozent. Übertragen auf die aktuelle Situation könnte der Dax noch auf gut 11 100 Punkte abrutschen. „Wir erwarten aber nicht, dass die Aktienmärkte so stark fallen werden“, schiebt Bissinger schnell nach. Im Gegenteil: Die DZ Bank hält angesichts der guten Konjunkturaussichten und weiter steigender Unternehmensgewinne an 13 400 Zählern für das Jahresende und 13 800 für Mitte 2018 fest. Und an 14 000 in einem Jahr.

Tatsächlich scheint die Entwicklung der letzten beiden Wochen vor allem darauf zu gründen, dass Anleger erst einmal ihre Schäfchen ins Trockene bringen wollten. „Vieles spricht dafür, dass es sich bei den jüngsten Rückgängen lediglich um Gewinnmitnahmen nach einer ausgeprägten Hausse handelt“, sagt nicht nur Volker Sack von der NordLB. Schließlich hatte der Dax bis Anfang November in diesem Jahr um fast 20 Prozent zugelegt. Aktuell steht für den November ein Minus von rund drei Prozent für den Dax. Seit Jahresanfang freilich ist er immer noch mit 14 Prozent im Plus.

Die Zuversicht ist nicht verflogen. „Die fundamentale Lage der Unternehmen ist gesund, die Gewinnerwartungen positiv und die globale Konjunktur entwickelt sich in die richtige Richtung“, betont Sascha Rehbein von der Weberbank. Zudem bleiben die Zinsen noch lange niedrig. Das hat Ober-Währungshüter Mario Draghi gerade wieder versichert. An Aktien führt angesichts des Zinstiefs für Jürgen Schallmeyer von der Dekabank kein Weg vorbei.

Skeptiker dringen trotz der jüngsten Einbußen nicht durch. Mit seiner Prognose von nur 12 000 Dax-Punkten Ende Dezember und 12 700 in einem Jahr steht Markus Reinwand von der Helaba eher alleine da. Er hält Aktien derzeit für zu teuer, die Bewertung für zu hoch. Und vermutet trotzdem, dass der Dax bis Jahresende zwischenzeitlich die Marke von 14 000 Punkte überspringt, bevor es wieder deutlich nach unten geht. „Schließlich zählen November und Dezember zu den saisonal starken Monaten“. Eine Jahres-Endrallye ist trotz der jüngsten Entwicklung offenbar selbst für Skeptiker trotz des jüngsten Rückschlags nicht ausgeschlossen.

Rolf Obertreis

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