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Wann sich Technik-Importe lohnen

von Redaktion

von jörg heinrich

Mindestens 799 Euro kostet in Deutschland Googles Edel-Smartphone Pixel 2. Und Apple verkauft sein neues iPhone X nicht unter 1149 Euro. Bei solchen Preisen kommen viele Interessenten auf die Idee, einen Blick ins Ausland zu werfen – beispielsweise in die USA. Dort stehen solche Geräte für drastisch weniger Geld in den Preislisten – beispielsweise das iPhone X für 999 Dollar. Das entspricht umgerechnet derzeit rund 851 Euro, also rund 300 Euro weniger als in Deutschland. Allerdings gilt es einiges zu beachten.

-Wie rechnen die Hersteller um?

Vor einigen Jahren haben Firmen wie Apple noch eine 1:1-Umrechnung praktiziert. Was in den USA für 749 Dollar im Handel war, wurde bei uns für 749 Euro verkauft. Doch dann ging der Euro auf Talfahrt. Und mittlerweile hat sich die Schere zwischen den deutschen und den US-Preisen ganz unabhängig vom aktuellen Euro-Kurs weit geöffnet. Das günstigste Pixel 2, für das Google bei uns 799 Euro verlangt, ist auf der US-Website des Internetkonzerns für 649 Dollar (553 Euro) zu haben. Das gefragte iPhone 8 Plus mit 64 GB Speicher kostet auf apple.com in den USA 799 Dollar (681 Euro). Auf apple.de sind es 909 Euro – ein Drittel mehr.

-Woher kommen diese Unterschiede?

Dazu muss man zunächst die US-Preise verstehen. Die 799 Dollar für das iPhone auf Apples Website in den USA sind noch nicht der Preis für den Endkunden. Die Bundesstaaten verlangen dort eine unterschiedliche „Sales Tax“, eine Art Mehrwertsteuer, die auf die Preise aufgeschlagen wird. Nur wenige Staaten wie Montana oder New Hampshire verzichten auf diese Steuer, die sich einschließlich lokaler Abgaben auf maximal 13,5 Prozent wie in Alabama addiert. In New York sind es beispielsweise 8,88 Prozent (siehe taxrates.com/calculator). Deshalb müssen Kunden in US-Onlineshops immer ihren Bundesstaat angeben, denn erst dadurch errechnet sich der Endpreis. Statt der 799 Dollar fürs iPhone muss ein Käufer aus New York also 869,91 Dollar zahlen. Das entspricht 741,14 Euro – und damit immer noch 168 Euro weniger als bei uns.

-Lohnt sich der Import?

Das kommt darauf an, um wie viel günstiger das Gerät in den USA ist. Weil es bei der „Sales Tax“ im Gegensatz zu unserer Umsatzsteuer keine Rückzahlung für Reisende gibt, liegt der finale US-Preis für das angesprochene iPhone bei 741,14 Euro. Bei der Einfuhr nach Deutschland – also entweder bei der Onlinebestellung oder bei der Rückkehr aus den USA am Flughafen – werden 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer erhoben. Das macht dann 882 Euro für das iPhone, das in Deutschland 909 Euro kostet. Viel gespart ist hier also nicht, zumal noch Versandkosten dazukommen können. Wer in den USA ein ausgesprochenes Schnäppchen findet oder wer zum Beispiel Familie in New Hampshire hat, wo keine „Sales Tax“ anfällt, kann aber deutlich mehr sparen. Hier lohnt sich das genaue Nachrechnen und das Recherchieren mit US-Preissuchmaschinen wie pricewatch.com oder pricegrabber.com. Attraktive Preise finden sich auch auf Ebays US-Website ebay.com.

-Wie funktioniert der Import?

Viele US-Shops verschicken nur an Kunden mit einer US-Adresse. Wer dort einkaufen will, braucht Verwandte oder Bekannte in den USA, die für ihn bestellen und die Ware dann nach Deutschland verschicken. Diese Aufgabe erledigen aber auch Einkaufsdienste wie Bonvu (bonvu.com/de), Shipito (de.shipito.com) oder MyUS.com (myus.com/de). Diese Firmen lassen die Produkte an ihre eigene US-Adresse schicken und liefern dann weiter nach Deutschland. Die Anbieter, die als seriös und zuverlässig gelten, kümmern sich um Verpackung, Versand und Zoll.

-Worauf sollte man noch achten?

Grundsätzlich funktioniert ein Smartphone oder ein Tablet aus den USA auch in Deutschland. Probleme kann es nur mit den unterschiedlichen Standards im LTE-Mobilfunknetz geben. Käufer sollten sich hier genau erkundigen, ob ein importiertes Gerät auch im deutschen Netz funkt. Für die Stromversorgung ist ein deutsches Netzteil erforderlich, das sich in aller Regel problemlos anschließen lässt. Die Garantie von Firmen wie Apple gilt weltweit. Allerdings fällt die gesetzliche Gewährleistung des deutschen Händlers weg und damit ein Teil der Kundenrechte.

Vorsicht geboten ist bei vermeintlichen Smartphone-Schnäppchen, die über das Internet aus Fernost bestellt werden. Hier drohen erhebliche Risiken. Diese reichen von Sicherheitsmängeln bis hin zu einer Beschlagnahme der Geräte. Käufer sollten besonders darauf achten, dass Geräte und Netzteile über eine gültige CE-Kennzeichnung verfügen. Sie garantiert, dass Geräte den europäischen Sicherheitsbestimmungen entsprechen. Von Kopien bekannter Markengeräte sollte man die Finger lassen. Diese werden in der Regel vom Zoll beschlagnahmt.

Tricksen sollte man bei der Einreise mit einem importierten Smartphone übrigens nicht – die Zollbeamten erkennen anhand von Gebrauchsspuren sehr schnell, ob es sich um ein neu gekauftes Produkt handelt oder nicht. Es drohen empfindliche Strafen – oder sogar eine Strafanzeige.

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