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Freundlicher Start ins Wochenende

von Redaktion

80 Prozent Verlust in zwei Tagen – wer Aktien des Möbelkonzerns Steinhoff hat, muss sich mit herben Verlusten abfinden. Und dass bei einem Unternehmen, dass eigentlich als seriös galt. Aber es wurde ganz offensichtlich heftig betrogen und Bilanzen gefälscht. Es ist eine dieser Geschichten, die an der Börse immer wieder vorkommen.

Glücklicherweise ging dieser Skandal am Deutschen Aktienindex Dax vorbei. Denn Steinhoff ist nur im M-Dax gelistet, dem Börsensegment für kleinere Unternehmen. Der Dax selbst pendelt weiter zwischen 12 800 und 13 200 Punkten, am Freitag wieder mal an und über der oberen Marke. Vermutlich wegen der endlich abgesegneten Kapital-Regeln für Banken, dem offensichtlich erzielten Durchbruch in den Brexit-Verhandlungen und wegen des gegenüber dem Dollar wieder leicht schwächeren Euro. Was Exporte in Länder außerhalb des europäischen Währungsraumes erleichtert. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,13 Prozent am Vortag auf 0,15 Prozent.

Generell bleibt das Umfeld für Aktien gut. Zwar sind die langfristigen Zinsen zuletzt leicht gestiegen. Aber immer noch sind sie historisch niedrig. „Und eine erste Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) ist in noch weitere Ferne gerückt“, sagt Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank. Vor 2019 erwartet er keine Änderung des derzeit bei Null verharrenden Leitzinses. Sparbuch und Tagesgeld werfen deshalb weiter sehr wenig oder nichts ab. Auch solide Anleihen bringen faktisch keinen Ertrag. Und die Manager der Unternehmen sind optimistisch, was für steigende Gewinne spricht.

Den Hype um Bitcoins machen nur Zocker mit. Die Warnungen vor dem Platzen der Blase nehmen zu, in Südkorea ist der Handel mit Terminpapieren und Wetten auf die nicht überwachte und regulierte Internetwährung verboten, bevor er überhaupt begonnen hat. Aber die Gier ist wieder einmal bei manchen groß. Erinnerungen an die Internetblase Anfang des Jahrtausends werden wach.

Wer auf solide Aktien setzt, hinter denen – Steinhoff aktuell ausgenommen – seriöse Unternehmen stehen, kann sich in diesem Jahr im Schnitt bislang über Kursgewinne von staatlichen rund 15 Prozent freuen. Wobei Lufthansa mit einem Plus von rund 140 Prozent unter den 30 Dax-Konzernen mit weitem Abstand an der Spitze rangiert. Und dann erwarten die Anleger im nächsten Jahr Ausschüttungen in Rekord-Höhe von insgesamt rund 35 Milliarden Euro allein für die 30 Dax-Firmen.

Der zwischenzeitliche erlahmte Optimismus ist an der Börse zurückgekehrt. Der werde wohl durch zahlreiche Wirtschaftsdaten in der anstehenden Woche noch einmal bestätigt, sagt Robert Greil, Chef-Stratege beim Bankhaus Merck Finck. „Auf dieser Basis bliebe ein Test des Dax-Allzeithochs bei rund 13 500 Punkten von Anfang November noch vor Weihnachten realistisch“. Robert Halver von der Baader ist skeptischer. Das gute Umfeld und die zuversichtlichen Erwartungen seien schon in den Aktienkursen drin. „Ist die Jahresend-Rally bereits verfrühstückt?“, fragt sich der erfahrene Börsenbeobachter.

rolf obertreis

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