Die Rekordfahrt an der Börse ging zum Wochenbeginn erst einmal weiter und brachte ein neues Allzeithoch im Deutschen Aktienindex Dax von fast 13 600 Zählern. Die Stimmung unter Händlern und Anleger ist zwar weiter gut, aber trotzdem nimmt auch ein gewisses mulmiges Gefühl zu. Das liegt mittlerweile vor allem am Euro. Er wird immer stärker und kostet jetzt rund 1,25 Dollar. US-Finanzminister Steven Mnuchin redet den Dollar schwach. Schon macht das Wort von einem Währungskrieg die Runde. Das gefällt auch den Börsianern nicht, weshalb der Deutsche Aktienindex Dax vor allem am Donnerstag wieder den Rückwärtsgang eingelegte. Am Freitag ging er schließlich bei 13 340,17 Zählern (plus 0,31 Prozent) aus dem Handel. Ein starker Euro verteuert Produkte deutscher Firmen in den USA und könnte so Umsätze und Gewinne bremsen.
Prinzipiell aber spricht das Umfeld angesichts der weltweit rund laufenden Konjunktur, der weiter niedrigen Zinsen, hoher Unternehmensgewinne und rekordhoher Dividenden weiter für Aktien. Anzeichen für eine Talfahrt oder gar einen Kurssturz oder Crash sind nicht zu erkennen. Experten sehen keine Blase, Aktien seien nicht zu hoch bewertet und damit zu teuer. Eine richtige Korrektur sei überfällig, sagen trotzdem etliche Experten. Aber nur weil es lange keine gegeben hat. Der Aufschwung an der Börse hält seit 2009 an, jetzt also im achten Jahr. Und weil diese Phase ungewöhnlich lang ist, kommt mancher ins Grübeln.
Es gibt zwar im Moment keine offensichtlichen Risiken, aber das sei an sich schon eine Gefahr, sagen manche. „Anleger zeigen eine noch nie da gewesene Risikofreude bei ihren Aktienengagements“, betont Manfred Hübner von Sentix. Das Unternehmen analysiert die Stimmung von Anlegern und Investoren. „Solch hohe Risikobereitschaft war in der Vergangenheit oftmals ein Vorbote für nahende Korrekturen oder sogar Trendwenden.“
Tobias Basse von der Nord-LB sieht schon viel Optimismus in den Kursen. Andreas Hürkamp spricht von einer „Selbstgefälligkeit des Marktes“. Allerdings erkennt er noch keine Bewertungsblase bei Aktien, aber durchaus Anzeichen für ein Ende der Aktienhausse. „Ich bin jetzt ein sehr vorsichtiger Bulle mit Bauchschmerzen, weil ich die ganzen Warnsignale sehe.“ Zum Ausstieg rät Hürkamp noch nicht, er rechnet aber ab April mit höheren Kursschwankungen. „Dann wird es ruppiger zugehen.“
Aber angesichts des Dax-Rekordes haben gleichwohl nicht wenige Auguren die nächste Tausender-Schwelle von 14 000 Punkten fest im Blick. Die Stimmung in den Unternehmen und bei Managern ist weiter sehr gut, ebenso bei den Verbrauchern. Dort ist sie so gut wie seit 2001 nicht mehr. Die Commerzbank-Volkswirte glauben, dass der Aufschwung noch mindestens zwei bis drei Jahre anhält – der aktuellen Euro-Stärke zum Trotz.
rolf obertreis