Wenn sich der Winter draußen langsam zurückzieht, träumen wir schon von saftigen, süßen Trauben, die wie im Schlaraffenland an kräftigen grünen Trieben hängen. Damit dies kein Traum bleibt, geben die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie Tipps zum Rückschnitt von Tafeltrauben.
Der Weinstock legt alles darauf an, möglichst schnell lange Triebe zu bilden. Das bedeutet auch, dass die am höchsten stehenden Triebe und Knospen bevorzugt versorgt werden. Bei einer fünf Meter hohen Weinrebe würden also im oberen Bereich kräftige Triebe mit großen Früchten entstehen, während es im unteren Teil nur kümmerliche Trauben gäbe. Damit das nicht passiert, benötigt der Weinstock einen jährlichen Schnitt. Dies ist auch schon bei jungen Pflanzen zu beachten.
Die einjährigen Fruchtruten, die im letzten Vegetationsjahr gewachsen sind, haben eine hellbraune Farbe. Sie haben eine normale Länge von etwa 1,20 Metern und idealerweise eine Stärke mit einem Durchmesser von sechs bis zehn Millimetern. Optimales Holz ist gleichmäßig durchgefärbt, knistert beim Biegen, und beim Anschneiden kann man eine kleine Markröhre sehen. Im Abstand von etwa zehn Zentimetern liegen die Knospen, die sogenannten Augen. In ihnen liegt bereits unsichtbar der Ertrag des nächsten Herbstes. Grundsätzlich werden jährlich über 90 Prozent der vorhandenen Augen mit dem einjährigen Holz weggeschnitten. Der Schnitt mit der Schere bedeutet einen großen Eingriff für die Pflanze, die sich jedes Jahr wieder neu aufbauen muss. Doch Vitalität und Wüchsigkeit bleiben so erhalten, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstum und Fruchtbarkeit wird gefördert.
Vor dem Schnitt im Februar oder März betrachtet man den Rebstock genau. Bei Hausrebstöcken wird in der Regel der Zapfenschnitt am waagrecht erzogenen Seitenast, dem sogenannten Kordon, durchgeführt. Auf diesen Zapfen wird dann jedes Jahr zurückgeschnitten. Beim Kordonschnitt sind die Arme der Rebe oft schon viele Jahre alt. Ist aber die Erziehung abgeschlossen, ist der Schnitt jedes Jahr gleich. Ein bis zwei Zentimeter über dem untersten Auge eines einjährigen Fruchttriebes schneidet die Schere diesen ab. So bleiben nach dem Schnitt der letztjährigen Tragrute lediglich ein bis zwei sichtbare Augen stehen, die sogenannten Zapfen. Aus ihnen wachsen ein bis zwei kräftige Fruchttriebe. Der Abstand zwischen den Zapfen auf einem Kordonarm sollte etwa 20 Zentimeter betragen. Damit wird gewährleistet, dass die Ruten später genug Licht, Luft, Sonne und Wärme bekommen.
Hat der Saftstrom eingesetzt, kann es sein, dass der Stock an der Schnittstelle kurz „blutet“. Das „Bluten“ schadet nicht. Pilzsporen könnten sogar weggeschwemmt werden. Schneidet man an Neumond, „blutet“ die Pflanze weniger als an Tagen um Vollmond.