Trotz eines liberalisierten Strommarktes gibt es in Deutschland nach wie vor eine Besonderheit: In jeder Stadt und jeder Gemeinde gibt es einen sogenannten Grundversorger. Das ist das Energieunternehmen, „das die meisten Haushaltskunden in einem Netzgebiet der allgemeinen Versorgung beliefert“. So steht es im Gesetz über die Elektrizitäts- und Gasversorgung. Etwas weniger umständlich ließe sich auch sagen: Der Marktführer vor Ort ist automatisch der örtliche Grundversorger. Oft sind das die Stadtwerke.
Das Gesetz verpflichtet die Firmen, Strom zu bestimmten Konditionen bereitzustellen. Vorteil für die Kunden: „Sie haben einen gesetzlichen Anspruch auf Belieferung und können den Vertrag jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen“, erklären die Verbraucherzentralen. Der Haken dabei: Für die gesetzlich garantierte Sicherheit zahlen Stromkunden meist deutlich mehr als in alternativen Tarifen.
Eine gestern veröffentlichte Auswertung des Vergleichsportals Check24 hat ergeben, dass der Strompreis in der Grundversorgung seit Juli 2007 um 52 Prozent gestiegen ist. Zwar haben die Tarife bei den zehn günstigsten Anbietern in Deutschland im gleichen Zeitraum auch angezogen – aber mit einem Plus von 35 Prozent fiel der Anstieg geringer aus. Eine Modellrechnung des Portals zeigt, wie sich das auswirkt: Ein Haushalt mit vier Personen, der 5000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, zahlt momentan im bayerischen Durchschnitt 1534 Euro in der Grundversorgung. Bei den zehn günstigsten deutschlandweit verfügbaren Anbietern sind für dieselbe Strommenge derzeit gerade einmal 1259 Euro im Durchschnitt fällig. Damit könnte ein Vier-Personen-Haushalt bei einem Wechsel 280 Euro im Jahr sparen.
Trotzdem zahlen in Deutschland nach wie vor Millionen von Stromkunden den tendenziell teuren Tarif. Laut Bundesnetzagentur bezogen zuletzt 30,6 Prozent aller Haushalte in Deutschland ihren Strom über den Grundversorger-Tarif.
Zwar haben sechs Grundversorger in der Region ihren Tarif zum Jahresbeginn gesenkt (siehe Tabelle), ein Haushalt mit vier Personen müsste laut Modellrechnung des Vergleichsportals aber trotzdem über 1400 Euro im Jahr bezahlen, sofern er in der Grundversorgung des jeweiligen Anbieters bleibt.
Stromkunden, die aus dem Grundversorger-Tarif raus wollen, haben zwei Möglichkeiten: Zum einen können sie den Stromanbieter wechseln. Vergleichsrechner im Internet helfen dabei, günstige Alternativanbieter zu finden. Manchmal ist ein Wechsel des Anbieters aber gar nicht nötig, um Geld zu sparen. Oft reicht bereits ein Telefonanruf beim bisherigen Stromanbieter. Denn viele Grundversorger haben neben dem Pflicht-Tarif auch günstigere Tarife im Angebot: „Sofern Kunden des örtlichen Grundversorgers noch nie gewechselt haben, sollten sie zumindest mit dem Grundversorger einen Sondervertrag zu günstigeren Preisen abschließen“, raten die Verbraucherzentralen.