Die Haustür nur zugezogen? Ein Fenster offen gelassen? Vergessen, den Herd auszuschalten? Bei Einbruch und Feuer hilft die Hausratversicherung. Rund eine Million Schäden regulierten die Versicherer im Jahr 2016 – bei bundesweit rund 41 Millionen Haushalten.
Die Stiftung Warentest hat 144 Tarife untersucht. Das Ergebnis in der aktuellen „Finanztest“-Ausgabe zeigt: Teure Policen kosten fünfmal so viel wie preisgünstige. Das günstigste Angebot kostet den „Finanztest“-Modellhaushalt in München nur 56 Euro Jahresbeitrag – der Tarif Exclusiv Fair Play Direkt des Unternehmens Schwarzwälder (ohne Elementarschutz). Zum Vergleich: Beim teuersten Produkt ohne Elementarschutz sind es 277 Euro – der Tarif Premium der Arag.
Kürzungen bei grober Fahrlässigkeit
Ärgerlich ist im Schadensfall häufig, dass viele Tarife dem Versicherer die Möglichkeit geben, die Entschädigungszahlung zu kürzen, wenn der Kunde den Schaden grob fahrlässig herbeigeführt hat. Mit diesem Vorwurf sind einige Anbieter schnell: die Tür nur einmal abgeschlossen, Streichhölzer oder ein Feuerzeug nicht kindersicher aufbewahrt, eine brennende Kerze im Nebenzimmer vergessen, bei Sturm die Markise nicht eingefahren – da kann es Ärger um eine Zahlungskürzung geben. Deshalb empfehlen die „Finanztest“-Experten nur Angebote, die auch bei grober Fahrlässigkeit voll zahlen. Viele ältere Verträge sehen das nicht vor. Kunden mit Altverträgen sollten daher ihre Policen durchsehen und notfalls umsteigen auf einen Vertrag, der Kürzungen bei grober Fahrlässigkeit ausschließt.
Für den Test hat „Finanztest“ dieselben Modellhaushalte gewählt wie beim letzten Test 2016. Ergebnis: Das Beitragsniveau ist stabil. Erhöhungen gibt es kaum.
Die Versicherer teilen das Bundesgebiet in Risikozonen auf. In München beispielsweise gibt es vergleichsweise wenig Einbrüche, sodass die Police dort eher günstig ist. In Köln hingegen, wo das Einbruchsrisiko viel höher ist, kosten die gleichen Tarife oft mehr als doppelt so viel.
Vorsicht vor Unterversicherung
Vor allem Kunden, die schon seit langer Zeit eine Hausratversicherung haben, laufen Gefahr, unterversichert zu sein. In der Regel steigt mit den Jahren der Wohnstandard: ein großer Fernseher, Designermöbel, ein schneller Computer: Irgendwann ist der Hausrat mehr wert, doch die Versicherungssumme ist gleich geblieben. Die Folge: Ist nur der halbe Wert versichert, gibt es nur die halbe Entschädigung – auch, wenn kein Totalschaden vorliegt. Bei 50 Prozent Unterversicherung gibt es dann nur die Hälfte.
„Finanztest“ empfiehlt, einen pauschalen Unterversicherungsverzicht zu vereinbaren. Das ist bei den meisten Tarifen möglich. Bedingung ist eine Versicherungssumme von 650 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, einige Versicherer verlangen 700 Euro. Dann prüft der Versicherer im Schadensfall nicht, ob Unterversicherung vorliegt. Im Modellfall, einer 100-Quadratmeter-Wohnung, liegt die Versicherungssumme dann bei 65 000 oder 70 000 Euro. Manchmal passt diese Summe aber nicht, denn das ist auch die maximale Entschädigung. Selbst bei einem Totalschaden, etwa nach Brand, gibt es nur diesen Betrag. In kleinen Wohnungen mit viel Hausrat kann das zu wenig sein. Dann sollten Kunden die Versicherungssumme erhöhen. Umgekehrt führt die Quadratmeterpauschale bei großen Häusern zu überhöhten Versicherungssummen.
Sinnvoll ist es, das Inventar selbst zu schätzen. Wichtig ist, alle Gegenstände zum Neuwert zu notieren. Die Stiftung Warentest bietet im Internet unter der Adresse bit.ly/2HwTE5r eine Liste, die hilft, den Wert zu ermitteln.
Unterschiede bei den Leistungen
Die Hausratversicherung bietet einen Vierfachschutz: erstens bei Einbruch, Raub und Vandalismus, zweitens bei Feuer und Blitzschlag, drittens bei Sturm und Hagel, viertens bei undichten Wasserleitungen. Dazu gibt es Erweiterungen, die extra kosten, zum Beispiel die Versicherung gegen Glasbruch.
Basistarif reicht oft aus
Viele Versicherer bieten mehrere Tarife: einen günstigen Basistarif und teurere Komfort- oder Premiumvarianten mit Leistungen, die nicht jeder braucht. Oft ist ein Basistarif völlig ausreichend. Achten sollte man aber auf die Grenze für Wertsachen. Sie sind häufig nur mit 20 Prozent der Versicherungssumme abgedeckt. Diese Grenze kann man erhöhen. Ohne Aufpreis enthalten ist oft Schutz gegen Überspannung: Trifft ein Blitz eine Überlandleitung, kann es zu Stromspitzen kommen, sodass Elektrogeräte Schaden nehmen.
Versichert ist Hausrat auch außerhalb der eigenen Wohnung, wenn er in einem Gebäude ist. Das gilt für ein Auto, das in der Garage oder in einem Parkhaus steht. Bei Einbruch ist es versichert – nicht aber, wenn es an der Straße steht. Kunden, denen das wichtig ist, zum Beispiel Campingurlauber, können dies in einigen Tarifen mitversichern. Ähnlich ist es bei Kreuzfahrten. Die Außenversicherung gilt in Gebäuden, nicht auf einem Schiff. Bei einigen Tarifen lässt sich der Schutz erweitern.
Fahrräder sind wie normaler Hausrat versichert – also solange sie in der abgeschlossenen Wohnung, in einem separaten Keller oder in der Garage stehen. Parken sie an der Straße, greift der Schutz nicht. Wer auch das versichern möchte, bucht den Zusatz „Fahrraddiebstahl“. Das kostet nicht viel, meist nur 30 bis 40 Euro Aufpreis im Jahr für ein 1000-Euro-Rad.
Wichtig ist für viele Kunden ein Zusatzschutz gegen Elementarschäden. Er greift vor allem bei Hochwasser, wenn zum Beispiel der Keller vollläuft. Das kann auch dort passieren, wo kein Fluss in der Nähe der Wohnung ist. Meist ist Starkregen die Ursache. Versichert sind aber nur Überschwemmungen. Steigt nach langem Dauerregen das Grundwasser und dringt in den Keller ein, greift die Police nicht. mm