Börsen im Überblick

„Korrektur notwendig und gesund“

von Redaktion

Wohin geht die Reise an der Börse? Wieder weiter nach oben? Oder legen die Kurse wegen steigender Ölpreise und wachsender Konjunktur-Vorsicht den Rückwärtsgang ein? In der dritten Aprilwoche verbuchte der Deutsche Aktienindex Dax ein leichtes Plus von 12 442 auf rund 12 540 Zähler. Gespannt warten Börsianer und Anleger auf die anstehenden Quartalsberichte, die in den nächsten Wochen nach und nach vorgelegt werden.

Grundsätzlich scheint die Lage an der Börse nach der Talfahrt seit Ende Januar nicht schlecht. Die Aktienstrategen der öffentlichen Banken bewerten die Korrektur nach dem Rekordhoch von fast 13 600 Zählern als notwendig und gesund. Und rechnen im weiteren Jahresverlauf mit einer soliden Entwicklung. Allerdings mahnen sie auch zu Geduld. Der Markt werde zunächst von weiterer Verunsicherung geprägt. Dann aber gebe es eine positive Entwicklung, ist Joachim Schallmeyer von der DekaBank überzeugt. Er rechnet mit einem „konstruktiven zweiten Halbjahr“ und 13 500 Zählern zum Jahresende. Grund sind unter anderem die moderate Inflation und die weiter niedrigen Zinsen. Die Europäische Zentralbank, die am Donnerstag wieder tagt, wird weiter am Leitzins von Null festhalten.

Zuversichtlicher sind die Experten der Landesbank Baden-Württemberg und der HSH Nordbank, die mit 14 000 und 13 780 Zählern und damit mit einem neuen Dax-Rekord zum Jahresende rechnen. Getrieben wird die Entwicklung in ihren Augen vom weiteren Wachstum und von Unternehmensgewinnen, aber auch von den Dividenden. Mehr als 50 Milliarden Euro schütten die 600 deutschen Aktiengesellschaften für 2017 an ihre Aktionäre aus – so viel wie noch nie.

Aber auch die Skeptiker verschaffen sich weiter Gehör. „Uns stehen turbulente Börsenzeiten bevor“, sagt der renommierte Fondsmanager Klaus Kaldemorgen von der Deutsche-Bank-Tochter DWS. Das Umfeld für die Börse sei nicht mehr ideal, die Normalität kehre zurück. Für die Einbußen macht er auch US-Präsident Trump und dessen protektionistische Handelspolitik verantwortlich. Das hat nach Ansicht von Kaldemorgen Einfluss auch auf deutsche Unternehmen, die vor allem vom Export leben. „Aktien sind weiter labil“, glaubt auch Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen. Anleger hätten sich lange einlullen lassen und seien zu sorglos gewesen. Bis auf 11 500 Punkte werde der Dax im Herbst abrutschen. Erst im Frühjahr 2019 sieht Reinwand den Index wieder bei 12 700 Punkten. Zu Vorsicht rät auch Sören Wiedau von der Weberbank. „Die Risiken sollten nicht außer Acht gelassen werden“, sagt er mit Verweis auf einen möglichen Handelskrieg und die Diskrepanzen des Westens mit Russland. Kurzfristig seien weitere Korrekturen nicht ausgeschlossen. rolf obertreis

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