Nun ist es offiziell: Der Versicherungskonzern Generali will sich von vier Millionen Lebensversicherungsverträgen in Deutschland weitgehend trennen. Der Abwickler Viridium aus Neu-Isenburg soll 89,9 Prozent an der Generali Leben erhalten. Generali mit Deutschlandsitz in München behält die restlichen Anteile und sichert sich außerdem die Option, sich mit bis zu zehn Prozent an Viridium zu beteiligen, wie beide Seiten am Donnerstag mitteilten.
Der Verkauf von hochverzinsten bestehenden Verträgen an spezialisierte Abwickler sorgte zuletzt für Kritik von Politikern und Verbraucherschützern. So befürchtet der Bund der Versicherten, dass die Kunden schlechtergestellt werden könnten. Branchenbeobachter argumentieren dagegen, dass Abwicklungsplattformen im Gegensatz zu klassischen Versicherungsunternehmen keinen Vertrieb brauchen. Ihre Kosten seien geringer, davon könnten Kunden möglicherweise profitieren. Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick sieht dagegen Nachbesserungsbedarf beim Schutz der Versicherten. Die langfristige Beteiligung an den Überschüssen (ein Teil der Verzinsung des Altersvorsorgeklassikers) könne sinken, die Qualität des Services könne leiden.
Generali betonte, durch den Verkauf solle sich für die Kunden nichts ändern. „Die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Kunden bleiben unverändert.“ Viridium wirbt mit Kostenvorteilen, die „in der Folge zu einer höheren Überschussbeteiligung“ für die Kunden führen sollen.
Die Finanzaufsicht Bafin muss dem Deal noch zustimmen. „Durch einen Unternehmensverkauf darf kein Versicherungsnehmer schlechtergestellt werden“, sagt der Chef der Versicherungsaufsicht der Bafin, Frank Grund. „Dies stellen wir bei Bedarf durch geeignete Maßnahmen sicher.“ Dazu zähle möglicherweise, dass der Käufer – in diesem Fall Viridium – eine bestimmte Kapitalausstattung garantiere.
Lebensversicherern fällt es in der Zinsflaute zunehmend schwer, an den Kapitalmärkten die hohen Garantieversprechen der Vergangenheit von bis zu vier Prozent zu erwirtschaften. Manche Unternehmen haben das Neugeschäft inzwischen eingestellt, einige wollen die teuren Altpolicen loswerden. Die Erwerber müssen die Verträge bis zum Ablauf weiterführen. dpa