Was haben Elon Musk und die türkische Lira miteinander zu tun? Eigentlich wenig. In der abgelaufenen Woche aber deutlich mehr als gewöhnlich. Sie haben die Börse bewegt: Der charismatische Musk mit seinem Tweet, den Elektroautobauer-Tesla privatisieren und von der Börse nehmen zu wollen. Der nicht viel weniger charismatische türkische Präsident Recap Tayyip Erdogan mit seiner (Wirtschafts-)Politik, die den Absturz der türkischen Währung befördert und das Land in eine extrem schwierige Lage bringt. Vor allem letzteres hat am Freitag auch den Deutschen Aktienindex Dax nach unten gedrückt um zeitweise fast zwei Prozent auf rund 12 400 Zähler. Grund: Die Krise in der Türkei könnte sich auch auf Banken in der Eurozone negativ auswirken, weil sie Instituten und Unternehmen in der Türkei Kredite in zweistelliger Milliardenhöhe gewährt haben. Zinsen und Tilgung könnten gefährdet sein. Deutsche Bank verloren zwischenzeitlich fast sechs, die Commerzbank nahezu vier Prozent.
Dabei sieht es grundsätzlich für die Börse nicht schlecht aus. Die Zinsen sind niedrig und ein Anstieg ist derzeit nicht in Sicht. Vor Mitte 2019 wird die Europäische Zentralbank (EZB) kaum an der Zinsschraube drehen und den Leitzins von derzeit Null erhöhen. Auch den Unternehmen geht es gut. Die bisher vorgelegten Quartalsberichte hätten überwiegend im Rahmen der Erwartungen bewegt, sagt Markus Wallner von der Commerzbank. Trotz einiger Enttäuschungen – etwa der Gewinnwarnung von Daimler – dürften die Ergebnisse besser ausfallen als für das erste Quartal, sagt Wallner.
Nach Ansicht von Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen haben die Berichte für Aktien keine neuen Perspektiven eröffnet. Er sieht „Unwettergefahren“ und wundert sich, dass Anleger weiterhin relativ entspannt seien.
Erst wenn der Handelskonflikt zwischen den USA und China beigelegt ist, können die Aktienmärkte wieder spürbar anziehen, glaubt auch Robert Halver von der Baader Bank. rolf obertreis