technik

Digitale Selbstverteidigung

von Redaktion

von Eugen Weigel

Die Verbraucherzentrale Bayern hat in Zusammenarbeit mit dem Verbraucherschutzverein Digitalcourage Tipps zum Umgang mit Internet und Smartphone erarbeitet.

Tracking

Die meisten Internetseiten zeichnen Informationen über den Besuch auf und hinterlegen diese als Textdatei auf dem Computer des Nutzers. Besucht er die Seite wieder, wird diese Datei ausgelesen und die Seite „erinnert“ sich an vorherige Besuche. Die Rede ist von sogenannten Cookies. Daneben gibt es Cookies von Drittanbietern wie Werbetreibenden, die eine Verfolgung des Browserverlaufs möglich machen. Anhand dieser Historie kann der Werbetreibende Banner einblenden, die erschreckend genau die Interessen des Nutzers kennen. Insbesondere Google macht sich diese Technik zunutze, um personalisierte Werbung zu schalten.

Preisdiskriminierung

Manche mag es vielleicht erfreuen, dass die Werbung zu einem passt, aber hinter personalisierten Angeboten versteckt sich ein Kalkül: Aus den gewonnenen Daten wird auch eine potenzielle Zahlungsbereitschaft ermittelt. So fand Marketing-Professor Carsten Rennhak an der Universität der Bundeswehr München im Rahmen einer Studie heraus, dass diverse Nutzerdaten Einfluss auf den angezeigten Preis haben können. Neben dem Standort könne das Gerät, mit welchem die Internetseite aufgerufen wird, den Preis beeinflussen. Er geht davon aus, dass Nutzer von Smartphones höhere Preise bezahlen, da der kleinere Bildschirm weniger Vergleichsmöglichkeiten bietet. Des Weiteren wurde in der Studie festgestellt, dass Apple-Nutzer tendenziell kräftiger zur Kasse gebeten werden.

Auch Cookies können den Preis verändern: Wer beispielsweise zunächst auf der Herstellerseite nach Druckerpatronen sucht, wird wahrscheinlich einen anderen Preis sehen, als derjenige, der nach günstigeren Alternativen gesucht hat. Rennhak weist darauf hin, dass die Effekte mittlerweile nicht mehr so eindeutig zu beobachten seien, wie noch vor einigen Jahren. Wahrscheinlich gingen die Anbieter raffinierter vor und seien dadurch weniger auffällig.

In den Browsereinstellungen lassen sich Cookies nachträglich löschen sowie vorab einschränken. Meistens sind die entsprechenden Einstellungen unter dem Punkt „Datenschutz“ zu finden und lassen sich mit wenigen Klicks ändern. Digitalcourage rät Nutzern, Cookies von Dritt–anbietern abzulehnen.

Standort

Alle gängigen Smartphones verfügen über GPS. Die Standortermittlung ist für mobile Navigation, beispielsweise Google Maps, unabdingbar. Tatjana Halm, Digitalexpertin der Verbraucherzentrale Bayern, empfiehlt, die Ortung abzustellen, solange sie nicht genutzt wird. Ansonsten können Smartphones einen Standortverlauf aufzeichnen. Genauer gesagt weiß das Mobiltelefon dann haargenau, wann der Nutzer wo gewesen ist. Meist reicht zum Ausschalten ein Klick auf das Standort-Symbol in den Einstellungen. In der Regel werden deaktivierte Funktionen mit grauem Symbol dargestellt.

Passwort

Wittig stellt die gängigsten Passwörter vor: „12345“, „Passwort“. Diese seien äußerst einfach zu knacken. Sie vergleicht es mit einer Tür, die nicht abgeschlossen wurde. Ein Einbrecher hätte keine Mühe, einzudringen. Gleiches gilt für Nutzerkonten mit schwachen Passwörtern. Mit einfachen Strategien kann man sehr sichere Passwörter erstellen, die leicht zu merken sind. Wittig beschreibt zwei Strategien: Die Anfangsbuchstaben eines Merksatzes (Beispiel: „1516 führte Bayern das Reinheitsgebot ein“ wird zu „1516füBaydaRei“) oder Zahlen werden anstelle von Buchstaben verwendet (zum Beispiel Dürr3p3r10de statt Dürreperiode). Auch einfache Wortreihungen wie etwa „SchrankMutterTastePferdBerg“ seien vergleichsweise sicher.

Verschlüsselung

E-Mails und Sofortnachrichten sollten laut dem Verein Digitalcourage über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verfügen. Hierbei können nur der Sender und der Empfänger die Nachricht einsehen. Ein Dritter, der auf die Nachricht zuzugreifen versucht, findet ein unlesbares Dokument vor. Das gilt auch für den E-Mail-Dienstleister. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Nachrichten mit einer digitalen Signatur auszustatten. Eine Manipulation ohne entsprechende Signatur würde sofort auffallen. Als besonders geeignetes Verschlüsselungsverfahren stellt Wittig PGP („Pretty Good Privacy“, zu deutsch „ziemlich gute Privatsphäre“) vor. Hier werden Paare privater und öffentlicher Schlüssel verwendet, um zu einer höheren Sicherheit beizutragen. Digitalcourage empfiehlt für PC-Nutzer eine Kombination von dem freien und kostenlosen E-Mail-Programm Thunderbird und dem Zusatz Enigmail. Thunderbird gibt es derzeit nicht für Smartphones. Daher wird zu „K-9 Mail“, einer mobilen und ebenfalls kostenlosen Alternative, geraten.

Alternativen

Verbraucherschützerin Halm plädiert, wie Digitalcourage auch, für die Nutzung alternativer Programme. Wer beispielsweise ein Android-Smartphone verwendet, kann viele Dienste mit einem Google-Konto verwenden. Das sei bequem, bündele aber auch Daten. Verbrauchern rät sie, den Komfort und die Privatsphäre gegeneinander abzuwägen und bei Bedarf teilweise alternative Lösungen zu suchen. Digitalcourage stellte für zahlreiche Anwendungen kostenlos erhältliche Programme vor, die rücksichtsvoller mit der Privatsphäre der Nutzer umgehen. Alternativen zu dem beliebten Messenger WhatsApp (gehört seit 2014 zu Facebook) seien Telegram, Threema und Signal. Die Programme lassen sich kostenlos im App Store herunterladen. Zur Google-Suche gibt es die Alternativen Startpage, ixquick.eu und Metager. Diese seien genauso gut und dabei wesentlich diskreter.

Datenlücken

Allgemein rät Wittig, so wenig wie nötig preiszugeben. „Löchrige Profile lassen wenig Rückschlüsse übrig“, sagt sie. Beispielsweise könne man online häufig als Gast bestellen, ohne ein Nutzerkonto zu erstellen. Eine 100-prozentige Sicherheit schließen die Experten im Umgang mit dem Internet aus. Nutzer sollten sich stets die Frage stellen, was mit ihren Daten passiert und ob sie damit einverstanden sind. Es sei prinzipiell nicht falsch, die Risiken in Kauf zu nehmen, solange man sich darüber im Klaren sei.

Weitere Informationen

Unter der Webadresse digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung finden Verbraucher weitere Ratschläge.

Artikel 2 von 6