Datensammler im Wohnzimmer

von Redaktion

Smarte Lautsprecher können bei vielen Dingen im Alltag nützliche Hilfe leisten. Doch sie sammeln auch massenweise Daten ihrer Nutzer.

Das Gute zuerst: Alexa hört nicht immer mit. Ein smarter Lautsprecher als Ohr des digitalen Helferleins von Amazon wird erst aktiviert, wenn der Nutzer Alexa anspricht. Das hält nicht nur der digitale Sprachassistent von Amazon so. Auch Siri von Apple und Google Assistant dösen die meiste Zeit des Tages vor sich hin. Das hat die Zeitschrift „Test“ ermittelt, die insgesamt 18 Lautsprecher unter die Lupe genommen hat. „Erst wenn der Lautsprecher seinen Weckruf vernommen hat und mit bunten Lichtern anzeigt, dass er weiterer Befehle harrt, nimmt er Kontakt zu Amazon, Google oder Apple auf.“ Dann kann man alles Mögliche fragen. Nach dem Fernsehprogramm oder dem Wetter. Man kann etwas im Internet bestellen oder über einen Streamingdienst Musik hören oder die Urzeit ansagen, zu der man am nächsten Morgen geweckt werden will.

Assistent wird auch aus Versehen aktiv

„Hey Siri“ ist so ein Weckruf, der den Lautsprecher aktiviert, „O.k. Google“ oder auch „Alexa“. Dabei unterscheidet der Lautsprecher nicht, ob er als Alexa direkt angesprochen wird oder ob jemand mit anderen im Raum über Alexa spricht. Denn auch dann wird Alexa wach. Und schon können Dinge passieren, die Verbraucher nachdenklich stimmen sollten: „Die Datenschutzerklärungen aller drei Anbieter erfüllen nicht die strengen Anforderungen des Europäischen Datenschutzrechts“, schreibt „Test“. Unnötig lange Formulierungen, schwammige Begriffe und unterlassene Aufklärung werfen die Tester den amerikanischen Anbietern vor. Alle Lautsprecher wurden wegen „sehr deutlicher Mängel in den Datenschutzerklärungen“ um eine Note abgewertet.

Rufname lässt sich manchmal ändern

Wer Alexa nicht versehentlich wecken will, kann zumindest bei den Geräten, die Amazon selbst anbietet, den Rufnamen ändern. Diese Lautsprecher hören, wenn der Nutzer es wünscht, auch auf „Amazon“, „Computer“ oder „Echo“. Bei den sieben Alexas, die von Drittanbietern kommen, geht das nicht. Allerdings führen die Amazon-Geräte auch die Notenparade an. Das mit 60 Euro billigste Gerät, Amazon Echo Dot, bekam die Note 3,4, das Amazon Echo (100 Euro) die 3,2 und das Amazon Plus (150 Euro) die 3,1. Es ist insgesamt der Testsieger und schlägt seine Schwestern mit einem besseren Klang und Smart-Home-Fähigkeiten (falls man die entsprechenden intelligenten Geräte oder Schalter im Haus hat). Von Drittanbietern kann nur der Sonos One (205 Euro, Note, 3,2) mithalten. Alle anderen Geräte kommen über ein „Ausreichend“ nicht hinaus.

Google Home mit dünnem Klang

Ganz anders sieht es bei Google in einem insgesamt homogeneren Testfeld (das Notenspektrum reicht von 3,4 bis 3,8) aus. Wegen des dünneren Klangs sind Google Home für 121 Euro und Google Home Mini für 49 Euro nicht in der Spitzengruppe vertreten. Besser platziert sind JBL-Link 20 (172 Euro, Note 3,4), Onkyo Smart Speaker G3 VC-GX30 (86 Euro, Note 3,4), LG ThinQ Speaker WK7 (109 Euro, Note 3,5) und Panasonic SC GA10 (126 Euro, Note 3,5).

Apple nur im Preis an der Spitze

Am meisten kostet mit 330 Euro der HomePod von Apple, der – weil er der einzige Ansprechpartner für Siri im Lautsprecherformat ist – Konkurrenz nicht zu fürchten braucht. Er ist nicht nur teuer, sondern mit der Note 3,7 auch einer der schlechtesten. Die Tester monierten, dass man mit ihm keinen anderen Streaming-Dienst ansprechen kann als Apple Music. Er lässt sich auch nicht mit einem Android-Gerät betreiben, sondern erfordert ein iPhone oder iPad. Auch eine Besonderheit des Apple-Geräts führte zur schlechten Bewertung. Während Amazon und Google ihren Benutzern die Möglichkeit bieten, frühere Spracheingaben zu löschen, wird das den Nutzern von Apple verwehrt.

Insgesamt rät „Test“ eigentlich von allen Geräten ab: „Wer Wert auf Privatheit legt, sollte sich vielleicht besser noch zurückhalten“, schreibt „Test“. „Zumindest solange die Anbieter wichtige Datenschutzprinzipien nicht ordentlich umsetzen.“

Allerdings brauchen sich Menschen, die vorwiegend über Facebook oder WhatsApp kommunizieren, diesen Rat nicht so zu Herzen nehmen. Diese haben bereits einem anderen Datensammler viel über sich mitgeteilt.

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