Handelsstreit hält den Dax in Schach

von Redaktion

Die zunehmend verhärteten Fronten im internationalen Handelsstreit werden die Anleger am deutschen Aktienmarkt auch in der neuen Woche nicht loslassen. Wer geglaubt habe, es werde in den nächsten Tagen ruhiger an der Handelsfront, sehe sich mit den neuesten Zoll-Drohungen von US-Präsident Donald Trump gegen Mexiko eines Besseren belehrt, schrieb Analyst Neil Wilson von „Markets.com“ in einem Kommentar.

Der Zollstreit auch mit China bleibe für die Marktteilnehmer das zentrale Thema. Am Freitag verlor der deutsche Leitindex 1,47 Prozent auf 11 726,84 Punkte. Mit einem Minus von rund 5 Prozent verzeichnete der Dax den ersten Verlustmonat in diesem Jahr. Auf Wochensicht ergibt sich ein Abschlag von 2,37 Prozent.

Trotz der jüngsten Verluste des Dax müssen die Anleger laut den Experten vom Börsenstatistik-Magazin „Index Radar“ aber noch nicht in Panik verfallen. Sie gehen davon aus, dass an der 200-Tage-Durchschnittslinie des Dax, die als Indikator für den längerfristigen Trend gilt und derzeit bei etwas mehr als 11 600 Punkten verläuft, die Nachfrage nach Aktien wieder steigen dürfte. Dieser Trendlinie näherte sich der Leitindex zuletzt stark an.

Die Bilanz im Mai ist negativ, nachdem die ersten vier Monate des Jahres jeweils positiv ausgefallen waren. Thomas Altmann von QC Partners ist skeptisch: Für nachhaltige Kursgewinne gebe es derzeit einfach zu viele schlechte Nachrichten, konstatierte der Portfolio-Manager und verwies auch auf die aktuelle politische Situation in Italien. Dort rüste Innenminister Matteo Salvini nach dem Erfolg der rechten Lega-Partei bei den Europawahlen nun rhetorisch weiter auf und suche den Machtkampf mit Brüssel. Es ist die Furcht vor einer weiter steigenden Verschuldung des südeuropäischen Landes und vor einer neuen Schuldenkrise in Europa, die als weiterer Belastungsfaktor zu den Handelskonflikten hinzu gekommen ist. Sie treibt Anleger eher in sichere Häfen wie Anleihen.

Die in der neuen Woche anstehenden Konjunkturdaten könnten einmal mehr Signale zu den Auswirkungen des Handelsstreits auf die Wirtschaft liefern. So stehen auf der Agenda etwa Daten zur Stimmung unter den Einkaufsmanagern in Deutschland sowie in Europa, den USA und in China.

Bei der am Donnerstag anstehenden Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank wird der Leitzins wohl auf dem Rekordtief bei null Prozent bleiben. Den Aktienmärkten nutzen tiefe Zinsen derzeit kaum noch, zu groß ist die Unsicherheit – und die Sorge vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft.

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