Die Strompreise kennen seit Langem nur noch eine Richtung: nach oben. Jetzt läuft eine neue Welle von Preiserhöhungen. Viele Verbraucher haben die entsprechende Post von ihrem Versorger bereits bekommen, andere müssen dieser Tage damit rechnen.
Erhöhungen von im Schnitt sechs Prozent
Laut Verivox wollen bislang 177 örtliche Stromversorger ihre Preise um durchschnittlich 5,4 Prozent erhöhen. Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden müsse in den von den Strompreiserhöhungen betroffenen Regionen mit Mehrkosten von durchschnittlich 64 Euro pro Jahr rechnen. „Die Bundesregierung hat zwar erklärt, die Haushalte bei den Strompreisen entlasten zu wollen, doch davon ist bisher noch nichts angekommen“, sagte Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox.
Das Portal Check24, das 186 angekündigte und seit August vorgenommene Preiserhöhungen zählt, ermittelte einen durchschnittlichen Anstieg von 5,3 Prozent. Preissenkungen habe bisher kein Stromanbieter vorgenommen oder angekündigt. „Verbraucher zahlen schon seit Monaten Rekordpreise für Strom“, sagte Lasse Schmid, Geschäftsführer Energie bei Check24. „Daran wird sich auch 2020 nichts ändern.“ Für einen Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden hat Check24 ein durchschnittliches Plus von 82 Euro errechnet. Anders als bei den Grundversorgern sind die Preise bei alternativen Anbietern laut Check24 aber deutlich gesunken. Die Portale erwarten, dass zahlreiche weitere Stromanbieter in den kommenden Tagen Preiserhöhungen zum 1. Januar ankündigen werden. Die Frist läuft am kommenden Mittwoch ab.
Als Grund für die Strompreiserhöhungen gaben die Versorger gestiegene Umlagen und Netzgebühren an. Die EEG-Umlage, über die der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert wird, steigt zum Jahreswechsel um rund 5 Prozent auf 6,756 Cent je Kilowattstunde. Sie macht rund 22 Prozent des gesamten Strompreises aus. Auch die Gebühren für die Stromnetze, auf die ein weiteres knappes Viertel des Gesamtpreises entfällt, steigen, allerdings regional unterschiedlich. Die Mehrheit der Netzbetreiber in Deutschland hat Verivox zufolge Erhöhungen von rund 6 Prozent angekündigt.
Laut Check24 kaufen die Versorger die Energie an der Strombörse im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent günstiger ein, die gesunkenen Preise würden bislang aber nicht an die Verbraucher weitergegeben.
Auch Gasversorgung soll teurer werden
Dem Portal zufolge wird auch die Gasversorgung teurer. Demnach erhöhen knapp 60 Versorger die Preise, und zwar um durchschnittlich 6,3 Prozent. Für einen Musterhaushalt ergeben sich dem Portal zufolge dann Mehrkosten von durchschnittlich 88 Euro im Jahr.
Alternativen beim Grundversorger
Als Grundversorger werden Stadtwerke und andere Lieferanten bezeichnet, die in ihrem Netzgebiet die meisten Haushaltskunden haben. Jeder Verbraucher hat Anspruch auf Belieferung durch den Grundversorger. Diese bieten allerdings nicht nur die als besonders teuer geltenden Grundversorgungstarife an, sondern machen auch günstigere Angebote – nach denen Verbraucher gegebenenfalls fragen müssen.
Für den Stichtag 1. April 2019 ermittelte die Bundesnetzagentur einen Durchschnittspreis von 30,85 Cent je Kilowattstunde. Das war fast ein Cent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres.
Wie Verbraucher jetzt sparen können
Die Netzagentur rechnet auch vor, was bei einem Wechsel des Stromlieferanten gespart werden kann. Haushalte mit einem jährlichen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden und einem Grundversorgungstarif könnten durch Vertragsumstellung oder Lieferantenwechsel im Jahr durchschnittlich 52 Euro sparen. Hinzu kämen einmalige Bonuszahlungen, die sich bei einem Vertrag beim Grundversorger außerhalb der Grundversorgung auf durchschnittlich 55 Euro und bei einem anderen Lieferanten auf durchschnittlich 64 Euro beliefen. Die Portale gehen von noch höherem Sparpotenzial aus (siehe Kasten).