Wer Geld anlegen will, dem waren bisher drei Punkte wichtig: Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit. Jetzt kommt ein vierter dazu: Denn immer mehr wollen, dass ihr Geld auch nachhaltig eingesetzt wird. Geld verdienen mit Firmen, die mit Waffen, Kohle oder Tabak handeln, kommt für viele Anleger nicht mehr infrage. Das lässt sich auch an Zahlen ablesen. Binnen fünf Jahren hat sich das verwaltete Vermögen in nachhaltigen Fonds laut Branchenverband BVI in Deutschland mehr als verdoppelt: Von 15 Milliarden Euro Ende September 2014 auf 31 Milliarden Euro in diesem Herbst. Bei 1,079 Billionen Euro, die insgesamt in Publikumsfonds angelegt sind, sprechen Experten aber immer noch von einem „Nischenmarkt“.
Neue Regeln geplant
Ab 2021 sollen Bankberater dazu verpflichtet werden, Sparer zu fragen, ob sie ihr Geld nachhaltig anlegen wollen. Möglicherweise müssen sie dann sogar über die Klimaschädlichkeit eines Investments aufklären.
Geld für klimafreundliche Projekte wird dringend benötigt. Denn laut EU-Kommission sind in der EU jährlich 180 Milliarden Euro an Investitionen nötig, will man die Pariser Klimaziele einhalten. Diese sehen vor, den Ausstoß der Treibhausgase bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.
Klare Definition fehlt
Für Privatanleger ist die Wahl eines Investmentprodukts aber nicht einfach. Zwar haben sich viele Produktanbieter Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Eine allgemeingültige Definition dafür, was Nachhaltigkeit ist, gibt es aber nicht. „Sie müssen deshalb bedenken, dass unter Umständen auch ein Finanzprodukt, das lediglich Hersteller von Streuminen ausschließt, auch schon als nachhaltig eingestuft wird“, warnt Verena Kienel, Nachhaltigkeitsanalystin bei der Fondsgesellschaft Ökoworld. Dazu kommt, dass es viele verschiedene Nachhaltigkeitsansätze gibt. So schließen manche Fonds Branchen wie Waffenhersteller, Atomkraft oder Glücksspiel aus ihrem Anlageuniversum aus. Andere setzen auf den Best-in-Class-Ansatz. Sie investieren dabei grundsätzlich in alle Branchen, aber dort jeweils nur in die nachhaltigsten Firmen. „Ich rate Anlegern, die ihr Geld nachhaltiger investieren wollen, deshalb, sich zuerst selbst Gedanken zu machen, worin sie nicht investieren möchten und wie streng die Nachhaltigkeitsmaßstäbe sein sollen“, rät Kienel.
Mittlerweile sind bei der Deutschen Börse 122 Indexfonds gelistet, die nach ESG-Kriterien investieren. ESG – das Kürzel steht für Environmental, Social und Governance, was so viel bedeutet wie Umwelt, soziales Verhalten und faire Unternehmensführung. Aber auch darunter kann man viel verstehen.
Das FNG-Siegel
Mehr Orientierung bietet das FNG-Siegel des Fachverbandes für nachhaltige Geldanlagen (FNG). Mindestens 90 Prozent des Portfolios müssen nachhaltige Mindeststandards erfüllen (Transparenz, Arbeits- sowie Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung). Investitionen in Kernkraft, Kohlebergbau, Kohleverstromung, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung sind tabu. Das ECO-Reporter-Siegel des Brancheninformationsdienstes ECO-Reporter wird für ein Jahr in den drei Kategorien Banken, Anlageberatungen, Finanzprodukte verliehen. Bei Banken etwa wird geprüft, ob Kredite, Eigenanlagen und Investmentprodukte bestimmte Ausschlusskriterien (zum Beispiel Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen) besitzen.
Crowdinvesting
Wer sich nach nachhaltigen Anlagen umsieht, der stößt oft auf Crowdinvesting-Angebote, eine Finanzierungsform, bei der sich viele Menschen in der Regel mit kleineren Geldbeträgen über das Internet an Unternehmen oder Projekten beteiligen. Dabei winken oft hohe Renditen von sieben Prozent und mehr. Demgegenüber steht aber ein großes Risiko: Der Totalverlust der Einlage, ja sogar die Mithaftung bis zur Privatinsolvenz sind möglich. Experten raten deshalb zu allergrößter Vorsicht. Ähnliches gilt für Genussscheine, die häufig von alternativen Firmen ausgegeben werden. Auch hier droht Totalverlust.
Grüne Staatsanleihen
Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann in staatliche grüne Anleihen investieren, wie sie zum Beispiel Nordrhein-Westfalen zur Förderung von Klima-Projekten aufgelegt hat. Der Bund will 2020 nachziehen. Hohe Renditen sind nicht zu erzielen.
Nachhaltige Fonds
Das ist bei nachhaltigen Aktienfonds anders. Hier sind ähnliche Renditen zu schaffen wie bei konventionellen Aktienfonds (siehe Tabelle). Für Aktien kam das Fondshaus Union Investment 2018 zu der Bewertung: Die zehn Prozent der besten Aktien in Sachen Nachhaltigkeit haben in den letzten zehn Jahren 11,5 Prozent zugelegt, die zehn Prozent der schlechtesten um 2,1 Prozent.