Wie man die Kleinsten sicher trägt

von Redaktion

Das Tragen tut allen Beteiligten gut: Eltern können sich frei bewegen, haben beide Hände frei. Doch leider sitzen die Kinder nicht in allen Modellen sicher, zeigt ein Test.

Das Tragen fördert die Bindung zwischen den Eltern und ihrem Kind. Einige Studien belegen, dass Tragekinder weniger schreien als andere. Obendrein unterstützt die richtige Tragehaltung die gesunde Ausbildung der Hüfte. „Eine gesunde Hüfte im Kindesalter ist die Grundlage für ein schmerzfreies Leben im Alter“, sagt Professor Dr. Dr. Werner Siebert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Eltern haben die Wahl

In der Evolution ist der menschliche Säugling ein Tragling. Auch heute tragen viele Eltern ihre Kinder – sei es zusätzlich zum Kinderwagen oder ausschließlich. Vor dem Kauf einer Tragehilfe müssen sich Eltern für ein System entscheiden. Die Auswahl reicht von Tragetüchern über Vollschnallen- und Halbschnallen-Tragen. In ihrer Januar-Ausgabe der Zeitschrift „test“ hat die Stiftung Warentest die Produkte untersucht.

Tragetücher

Für das Kind eignen sich Tücher oft besser als Tragen. Eltern, die sich für ein Tragetuch entscheiden, müssen aus einer Vielzahl von Wickeltechniken eine auswählen und erlernen. Es gibt gewebte und elastische Tücher. Die elastischen Tücher sind gestrickt, weich und passen sich der Körperform des Babys und der tragenden Person an. Sie dehnen sich etwas während des Tragens. Je nachgiebiger ein Tuch ist, desto exakter und fester muss es gebunden werden, um einen sicheren Sitz zu gewährleisten. Die gewebten Tücher sind stabiler und eignen sich daher auch, um größere Kinder zu tragen – sogar auf dem Rücken. Die besten Tücher sind Amazonas Carry Sling (50 Euro) und Didymos Prima (109 Euro).

Vollschnallen-Tragen

Sie werden nicht gewickelt, sondern wie ein Rucksack aufgesetzt und mit Gurten (Schnallen oder Klettverschluss) gesichert. Eltern sollten die Breite des Sitzstegs regelmäßig an das wachsende Kind anpassen. Die beiden besten in dieser Kategorie sind die Tragen von Manduca (159 Euro) und Kokadi (179 Euro).

Halbschnallen-Tragen

Sogenannte Halbschnallen-Tragen vereinen die Vorteile der Vollschnallentragen (einfache Verschlüsse) mit dem individuellen Binden und Anpassen der Tücher. Hier liegen Nabaca Regular von Hoppediz (150 Euro) und maira.tie von Cybex (120 Euro) vorn.

Die richtige Sitzform

Nach der Geburt ist die Kinderhüfte noch nicht fertig. Sie ist nur knorpelig vorgebildet und formbar. Um Fehlbildungen zu vermeiden, empfehlen Orthopäden, Babys insbesondere in den ersten sechs Monaten in der Anhock-Spreizstellung zu tragen: Auf der Hüfte sitzend, zieht das Baby die Beinchen an und spreizt sie leicht. Von hinten sieht das aus wie ein M. Der Hüftgelenkskopf befindet sich optimal in der Gelenkpfanne. Die Hüfte kann ohne Fehlstellung reifen.

Kopf und Beine stützen

Einige Tragen verfügen jedoch teilweise über ungünstige Sitzstege. Sie lassen sich nicht individuell anpassen. Selbst die Beinchen der Kleinsten hängen bei diesen Produkten unter Umständen ungestützt herunter. In der Haltung drückt der Hüftkopf in die unreife Gelenkpfanne und kann sie verformen. Nicht nur für die Beinhaltung sind manche Tragen ungeeignet – auch das Köpfchen schlackert in ihnen ungestützt hin und her. In den ersten Lebensmonaten können Kinder den Kopf noch nicht selbst aufrecht halten. Daher ist die Kopfabstützung wichtig.

Andere Personen

In der richtigen Haltung können Babys theoretisch rund um die Uhr getragen werden. Die Nähe zu den Eltern beruhigt sie und fördert ihre Entwicklung. Auch Eltern profitieren vom Tragen: Sie haben beide Hände frei, können aufräumen, essen oder sich um Geschwisterkinder kümmern. Mütter sollten nach der Geburt aber einige Wochen abwarten und sich von den Strapazen der Entbindung erholen. Die Gebärmutter zieht sich zurück, Verletzungen müssen heilen, der Beckenboden soll sich erholen und die Schambeinfuge braucht Zeit, um wieder fest zu werden. In dieser Phase können Vater, Oma oder Opa das Neugeborene tragen, es beruhigen und so Kontakt aufbauen. Grundsätzlich gilt: Langsam anfangen und Muskeln aufbauen.

Schadstoffe entdeckt

Manche Eltern tragen ihre Kinder viele Stunden pro Tag im Tuch oder in einer Trage. In dieser Zeit lutschen und knabbern die Kinder am Material, sie sabbern und schwitzen. Deshalb sollten die Tragen und Tücher frei von Schadstoffen sein. Die Tester haben die strengen Grenzwerte für Spielzeug für Kinder unter drei Jahren angelegt. In der Fillikid-Trage fanden sie Formaldehyd. Es kann die Haut reizen und Allergien auslösen. In der Stokke-Trage wiesen sie zwei Flammschutzmittel nach: Eines ist als vermutlich Krebs erzeugend eingestuft, das andere wird von Wissenschaftlern genauso bewertet.

Gefahr eines Sturzes

Riskant sind auch die Halbschnallentragen von Fidella und Limas: Die Schultergurte können in Rückenposition von den Schultern rutschen. Das Kind stürzt dann ungebremst zu Boden. Andere Tragen verhindern das mithilfe eines Brustgurts. In Reaktion auf den Test legen Fidella und Limas nun ebenfalls Brustgurte bei. Beide Unternehmen bieten Kunden, die bereits eine Trage ohne Brustgurt gekauft haben, einen kostenlosen Gurt zum Nachrüsten an.

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