Geht es aufwärts an den Börsen, ist die Euphorie bei Anlegern groß. Geht es abwärts, steigt die Nervosität. Wer ein paar Grundregeln berücksichtigt, kann auch mit Aktien im Depot nachts ruhig schlafen. Bevor es an die Börse geht, sollten Anleger aber einen klaren Plan schmieden.
Für wen Aktiensparen eine Option ist
Ob Aktiensparen infrage kommt, hängt immer von den persönlichen Umständen und der individuellen Risikobereitschaft ab, sagt Finanzexpertin Stefanie Kühn aus Grafing. „Wenn eine alleinerziehende Mutter 10 000 Euro gespart hat, sollte sie am besten gar nicht in Aktien investieren.“ Das könne für sie zu riskant sein. Schließlich ist es denkbar, dass die 10 000 Euro akut benötigt werden – das Depot aber ins Minus gerutscht ist und zeitweise bei 7000 Euro liegt. „Aber Angestellte mit einem festen Job, die etwas Geld übrig haben und fürs Alter sparen wollen, sollten sich tatsächlich fragen, ob sie einen Teil ihres Ersparten in Aktien investieren“, sagt Kühn.
Investieren in jedem Alter
Eine weitverbreitete Börsenregel lautet „100 minus Lebensalter“. Die Regel besagt, dass beispielsweise ein 20-Jähriger 80 Prozent (100 minus 20) seines Ersparten in Aktien investieren sollte. Eine 60-Jährige sollte demnach 40 Prozent (100 minus 60) des Ersparten für Aktien nutzen.
Finanzberaterin Kühn hält wenig von solchen Pauschalregeln: „Das Alter spielt bei der Geldanlage keine Rolle“, sagt sie (siehe Beitrag unten).
Entscheidend seien vielmehr die persönlichen Lebensumstände und die individuelle Risikobereitschaft. „Wenn Eltern oder Großeltern für die Kinder oder Enkel sparen, sind Aktien durchaus der richtige Weg.“ Dann ist der zeitliche Anlagehorizont lange genug.
Genauso gilt: „Wenn junge Leute eine Ausbildung beginnen, zu Hause bei den Eltern leben und etwas Geld übrig haben, dann sollten sie unbedingt mit Aktiensparen anfangen.“ Kühn rät: Sparer sollten die Aktienquote von den individuellen Lebensumständen abhängig machen und nicht vom Alter.
Notfallreserve: Drei bis fünf Monatsgehälter
Von der Gesamtersparnis sollte grundsätzlich nur ein Teil des Geldes in Aktien investiert werden, rät Kühn. Sie empfiehlt eine Aufteilung in eine Notfallreserve, Festgelder, Aktien und etwas Gold. „Insbesondere für Einsteiger gilt: Auch in Zeiten von Niedrigzinsen muss die Notfallreserve stehen.“ Diese eiserne Reserve dient dazu, dass schnell auf einen Teil des Ersparten zugegriffen werden kann – beispielsweise wegen eines überraschenden Pflegefalls in der Familie. „Eine Notfallreserve besteht aus etwa drei bis fünf Nettomonatsgehältern“, erklärt Kühn. Das Geld könne auf einem Tagesgeldkonto geparkt werden – auch wenn es dafür momentan kaum Zinsen gibt.
Festgeld: Flexibilität durch Zinstreppe
Der überwiegende Teil des Ersparten geht ins Festgeld: „Hier gilt die Regel: Je länger ich anlege, desto höher ist der Zins“, sagt Kühn. Der Nachteil sei, dass Sparer in diesem Zeitraum auf das Geld nicht zugreifen können –denn beim Festgeld ist das Geld, wie der Name schon sagt, fest gebunden, auf das Geld kann nach überraschenden Ereignissen wie dem Kauf einer neuen Heizungsanlage nach einem plötzlichen Totalschaden nicht zugegriffen werden. Kühns Tipp: „Durch eine Festgeldtreppe bleibt die Flexibilität aber erhalten.“ Die Expertin rechnet vor: Wer 50 000 Euro festverzinslich anlegen möchte, teilt diesen Betrag in fünf Teile zu je 10 000 Euro auf. Die ersten 10 000 Euro legt der Sparer für ein Jahr an, den zweiten Teil für zwei Jahre, den dritten Teil für drei Jahre, und so weiter. Das bedeutet: Nach einem Jahr sind die ersten 10 000 Euro wieder frei verfügbar. Falls das Geld nicht benötigt wird, kann das Geld für weitere fünf Jahre angelegt werden.
Und um noch mehr Sicherheit im Depot zu haben, gilt: „Etwa 2,5 bis zehn Prozent des Ersparten kann in Gold investiert werden“, rät Kühn.
Maximal ein Drittel des Ersparten in Aktien
Dann geht es ans Festlegen des Aktienanteils – und der hängt von der eigenen Risikobereitschaft ab. „Für wachstumsorientierte Anleger gilt: Etwa 30 bis 35 Prozent des Ersparten können in Aktien investiert werden“, sagt Kühn. Gerade Einsteiger seien gut beraten, diesen Wert als Höchstgrenze anzusehen. Denn aus ihrer täglichen Beratungspraxis weiß Kühn: „Anleger, die mehr als 50 Prozent ihres Ersparten in Aktien angelegt haben, konnten im Falle eines Crashs wie im Jahr 2008 nur sehr schwer mit den Verlusten umgehen.“
Andere Experten plädieren angesichts der Zinssituation für mehr Mut. Berufsanfänger mit einer sehr langen Anlageperspektive könnten einen wesentlich höheren Aktienanteil vertragen – zumal dann, wenn in einen Aktiensparplan monatlich eine feste Summe investiert wird. Denn Geld, das zu Zinsen deutlich unterhalb der Inflationsrate investiert wird, ist nicht sicher – sondern wird in Kaufkraft gerechnet nur eines: sicher weniger wert.
Kühn rät Einsteigern, die Aktienquote immer wieder aufs Neue zu hinterfragen und sie gegebenenfalls den Lebensumständen anzupassen. „Wenn sich beispielsweise die Phase nähert, in der ich an das Geld muss, weil ich beispielsweise für eine Ausbildung oder eine Immobilie gespart habe, dann muss ich die Aktienquote deutlich reduzieren“, sagt Kühn.
Im nächsten Teil der Serie
erklären wir, welche Finanzprodukte für Einsteiger geeignet sind.