Neun goldene Börsenregeln

von Redaktion

SERIE: Aktienmarkt für Einsteiger Teil V (letzter Teil) – Das Risiko streuen

VON WOLFGANG DE PONTE

Börsenneulinge sind anfangs oft unsicher. Ein paar grundlegende Tipps haben sich zum Start bewährt: Keine Einzelaktien kaufen, sondern lieber Aktienfonds, mit denen sich das Risiko auf viele Unternehmen, Branchen und Länder verteilt. Einen langen Zeithorizont mitbringen – dann gibt es auch keinen Grund, in Panik zu geraten, wenn es an der Börse zeitweise nach unten geht – und auf die einmaligen und die laufenden Kosten achten, denn jedes Prozent, das hier verloren geht, muss der Fonds erst einmal verdienen.

Merten Larisch, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern, gibt seit 15 Jahren

Kurse zur Einführung ins Finanzwesen und hilft Einsteigern in die Börsenwelt. „Vom Totalverlust abgesehen, gibt es bei Geldanlagen zwei Hauptrisiken: Die Wertschwankung des Vermögens oder eines Vermögensanteils und den Kaufkraftverlust, also die Inflation. Beide sind ernst zu nehmen“, sagt Larisch. „Die Inflationsrate langfristig, das Wertschwankungsrisiko eher kurzfristig.“ Er hat seine Erfahrung in neun goldenen Regeln für uns zusammengefasst.

. Man sollte nie sein ganzes Anlagekapital in den Aktienmarkt stecken.

. Wie viel man von seinem Vermögen an der Börse investiert, hängt unter anderem davon ab, welcher Anlegertyp man ist. Und wie findet man das heraus? Larisch: „Dafür muss man sich wirklich gewissenhaft und auch nicht nur theoretisch über sein Anlegerprofil Gedanken machen.“ Das geht mit einem Berater, notfalls auch allein. Dabei geht es einerseits um die Klärung psychologischer Fragen, zum Beispiel: Wie gehe ich mit Kursschwankungen um? Ab welchem zwischenzeitlichen Kursverlust gerade ich in Panik? Das ist deshalb wichtig, so Larisch, weil eine Grundregel lautet:

. Aktienfonds oder ETF-Anteile solle man nicht aus Panik wegen Verlusten verkaufen. Larisch: „Das klingt theoretisch ganz einfach, muss man aber erst einmal aushalten können.“

. Wichtig fürs Anlegerprofil ist auch, zu klären, wann man welche Menge Geld benötigt. Geld für Reparaturen oder kleine Anschaffungen gehört auf ein Tages- oder und Festgeldkonto. Auch wer in absehbarer Zeit eine Immobilie finanzieren will, sollte das Geld, das er dafür verwenden will, nicht am Aktienmarkt investieren. Sonst droht die Gefahr, dass es ausgerechnet dann, wenn man es benötigt, in einem Kursloch steckt. Auch in dem Vermögensanteil, der langfristig angelegt werden soll, werden liquide Mittel benötigt: einerseits für die stete Rebalancierung des Portfolios, andererseits als Teilkapital zu Rentenbeginn, um sich ohne Rücksicht auf eventuelle Kursrückgänge im Aktienmarkt für die nächsten fünf bis zehn Jahre regelmäßig Geld entnehmen zu können.

. Wer sich bei der Feststellung des Anlageprofils professionell beraten lassen will, dem empfiehlt Larisch einen Termin bei einem Honorarberater (stundenweise Abrechnung, Kosten: von 130 bis zu 500 Euro pro Stunde). Wer Geduld hat, kann sich auch um einen Termin bei einem Experten der Verbraucherzentrale bemühen (Kosten 90 Euro für 90 Minuten, jede weiteren 15 Minuten 15 Euro). Wartezeit im Großraum München: rund zwei Monate.

. Vorsicht bei der Beratung in der Hausbank oder bei anderen Geldinstituten. Den vermeintlich kostenlosen Rat bezahlt man dort oft durch die in den Finanzprodukten enthaltenen (versteckten) Provisionen. Larischs Fazit: Wenn man sich die Mühe macht und sich selbst in die Materie einarbeitet, kann man eine Menge Geld sparen. Je mehr man fremde Hilfe in Anspruch nimmt, desto mehr schmälert man damit seinen Ertrag. Aber einen unabhängigen Berater einzuschalten, ist allemal sinnvoller, als das Geld aus Angst gar nicht anzulegen“.

. Aus dem Beratungsprozess ergibt sich schließlich eine Aktienquote, in die man sich trauen darf.

. Börsen-Neulinge sollten keine einzelnen Aktien kaufen. Larisch: „Das gilt vor allem dann, wenn man sich nicht wie ein Profi fast permanent mit der Materie beschäftigt.“ Das würden sich zwar viele vornehmen, aber der Zeitaufwand werde dabei meist falsch eingeschätzt. Denn um das Risiko zu streuen, sollte man nicht weniger als 100 verschiedene Aktien haben – also eine Art eigenen Fonds. Und die alle zu managen, erfordere unheimlich viel Zeit – und natürlich Geld.

. Besser als mit gemanagten Aktienfonds fahren Anleger in der Regel mit Indexfonds, genannt ETF (Exchange Traded Fund). Studien haben immer wieder gezeigt, dass es nur wenigen Fondsmanagern gelingt, auf Dauer den Markt zu schlagen. Weil bei einem ETF kein Fondsmanagement bezahlt werden muss, sondern stur der jeweilige Index abgebildet wird, fallen wesentlich weniger Gebühren an.

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