Griechenland: Badespaß am Luxusstrand für 80 Euro

von Redaktion

Fast 40 Grad sind es schon um halb zwölf. Unbarmherzig strahlt die Sonne fast senkrecht vom tiefblauen Himmel. Der Asphalt glüht. Die unerträgliche Hitze treibt einem den Schweiß aus den Poren. Plötzlich kommt die Menschenmenge in Bewegung. Man bringt sich in Stellung. Der Bus kommt.

Weit mehr als 100 Passagiere steigen ein. Die meisten sind im Schulalter. Alles Griechen, kein Tourist. Dabei dürfen es nur höchstens 84 sein. Denn dann wäre der Bus, in den 168 Leute reinpassen, genau halbvoll. So ist es in dieser außergewöhnlichen Zeit vorgeschrieben, um gebührlichen Abstand voneinander zu halten. Das Coronavirus lässt grüßen. Auch in Hellas.

Keiner hält sich an diesem brütend heißen Maitag in dem Bus 122 auf der Route vom südöstlichen Athener Vorort Hellenikon zum Küstenort Saronida an der malerischen Attischen Riviera an die Vorschrift. Oder kann sich dranhalten, wenn er wollte.

Das Gedränge ist so dicht, als sei die Pandemie, die den gesamten Globus seit Monaten in Atem hält, nur ein schlechter Scherz. Viele tragen keine Gesichtsmasken. Der Busfahrer, immerhin mit Gesichtsmaske, greift auch nicht ein. Toleranz auf Griechisch, auch im Corona-Zeitalter. Nur eine etwas ältere Frau stöhnt: „Wir sind hier zusammengepfercht wie die Sardinen in der Büchse! Aber ich kann nichts tun!“

Nach einer guten halben Stunde steigen die meisten aus, an der Haltestelle „Limanakia“ im gehobenen Athener Vorort Vouliagmeni. Doch nur wenige wollen zu dem organisierten Badestrand des Hotels „Asteras“. Bald wird klar, weshalb.

In der Anlage „Asteras“ gelten die neuen Corona-Strandregeln. Am Eingang wird die Temperatur gemessen. Der Gast erhält eine Karte, damit der Betreiber weiß, wie viele Leute drin sind. Mindestens vier Meter von Sonnenschirm zu Sonnenschirm, höchstens zwei Liegen pro Schirm. Erlaubt sind maximal 40 Personen pro 100 Quadratmeter Strandfläche. So hat rechnerisch jeder Besucher 25 Quadratmeter Strand für sich. An den Strandbars sind Ouzo und Bier gestrichen. Alkohol darf nicht verkauft werden.

„Strandleben geht auch mit Corona-Regeln“

Hier, am organisierten Strand „Asteras“, funktioniert wirklich alles. Die Gäste halten sich penibel an die Corona-Regeln, das Personal ist freundlich. Oberste Priorität: Desinfektion. Doch dann folgt die Ernüchterung: Der Badespaß kostet hier 80 Euro. Nur für „das Set“, wie man hier sagt. Will heißen: Zwei Sonnenliegen plus Sonnenschirm. Ohne Essen und Getränke. Auch wenn man alleine kommt.

515 solcher organisierte Strände wie in „Asteras“ hat Griechenland. Mit viel Tamtam wurden sie am zweiten Mai-Wochenende eröffnet. Die erfolgreiche Strand-Öffnung war für den griechischen Tourismussektor ein wichtiges Signal, vor allem für den potentiellen ausländischen Besucher. Die medienwirksam international verbreitete Botschaft: „Strandleben geht auch mit Corona-Regeln.“

Den Corona-Wucher im „Asteras“ weit weg von Piräus präsentierten nur griechische Medien ihren Zuschauern. Was auch nur die griechischen Medien zur Premiere der Strand-Öffnung in Hellas im großen Stil zeigten: Heillos überfüllte griechische Strände, wo kein Eintritt verlangt wird. In Attika, in Thessaloniki, auf Kreta. Sicherheitsabstand? Tausendfach gebrochen.

Kein Wunder, dass diese „freien“ Strände in Hellas, abseits der organisierten Anlagen so voll waren. Denn nur wenige Griechen können oder wollen für das Planschen im Meer und ein Sonnenbad etwas bezahlen. Schon gar nicht in so teuren Anlagen wie „Asteras“.

Fest steht: Für die griechische Regierung unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis war die Strand-Öffnung ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsstory auf dem Weg zur angepeilten Öffnung des griechischen Tourismus auch für Touristen aus dem Ausland.

Das Datum dafür steht auch schon fest: der 15. Juni, aber nur für Touristen aus Ländern mit niedrigen Corona-Zahlen, so wie Griechenland. Ab dem 1. Juli öffnet sich Griechenland wieder für Touristen aus aller Welt, auch aus Deutschland. Unterdessen ist die Regierung Mitsotakis auch von ihrer ursprünglichen Forderung abgerückt, dass sich Touristen aus dem Ausland vor ihrer Einreise nach Griechenland auf Covid-19 testen lassen müssen. Freie Bahn für den Sommerurlaub in Griechenland. FERRY BATZOGLOU

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