Rendite mit grünen Fonds und ETFs

von Redaktion

Hartnäckig hält sich das Vorurteil, wer Geld mit gutem Gewissen anlegt, müsse auf Rendite verzichten. Doch ein Vergleich von nachhaltigen mit herkömmlichen Fonds in der Zeitschrift „Finanztest“ zeigt: Der Anteil der Top-Fonds ist bei den nachhaltigen Fonds höher. Für seine Juli-Ausgabe hat „Finanztest“ nachhaltige Aktienfonds getestet und dafür eine „Finanztest“-Nachhaltigkeitsbewertung eingeführt. Sie ergänzt die „Finanztest“-Bewertung, mit der der Anlageerfolg von Fonds gemessen wird.

Im Corona-Crash gut abgeschnitten

Zugleich zeigt ein Blick auf nachhaltige Aktien: Sie haben sich im Corona-Crash besser gehalten als herkömmliche Werte, berichtet die Zeitschrift. Auch über die vergangenen fünf Jahre liegen nachhaltige Anlagen vorn. 6,1 Prozent pro Jahr hat die herkömmliche Variante des Weltaktienindex MSCI World gebracht, 7,9 Prozent sein nachhaltiges Pendant.

Neue Kriterien für die Bewertung

Für ihre neue Bewertung haben die Tester die Anbieter gefragt, wie sie Aktien für ihre Fonds auswählen, welche Geschäftspraktiken und Branchen sie ausschließen, welche Nachhaltigkeitsaspekte sie beachten und wie sie Aktionärsrechte wahrnehmen. „Finanztest“ hat den gesamten Auswahlprozess der Fonds beurteilt und daraus die Bewertung errechnet. Zwei aktiv gemanagte Fonds und ein Indexfonds haben die Bestnote erreicht: fünf Punkte. Fünf weitere Fonds erhalten vier Punkte.

Nachhaltige Indexfonds

Inzwischen gibt es auch eine ganze Reihe von nachhaltigen ETFs, börsengehandelten Fonds. Sie haben unterm Strich schlechter abgeschnitten als aktive Fonds. Der beste ist der ETF von iShares auf den Index MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuels, er schließt fossile Brennstoffe zumindest zum Teil aus. Er hat drei Nachhaltigkeitspunkte, für 7 von 13 ETFs gibt es nur einen Punkt.

Das sind die Testsieger

Einer der Testsieger ist der GLS Bank Aktienfonds. Er erfüllt die Ausschlusskriterien. Die größten Werte im Fonds sind Scatec Solar aus Oslo und die deutsche Softwareschmiede Teamviewer. Der GLS-Fonds wird bei der Titelauswahl von einem Beirat mit unabhängigen Experten unterstützt. Er prüft, ob die Titel den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. In dem Anlageausschuss sitzt etwa ein Vertreter der Umweltorganisation BUND.

Vorn liegt zudem der Global Challenges Indexfonds von Warburg. Er bildet den Global Challenges Index nach, den die Börse Hamburg-Hannover gemeinsam mit der Researchagentur ISS ESG, vormals Oekom, aufgelegt hat. Der Index enthält 50 Aktien. Der Warburg ist kein ETF. Er bildet zwar einen Index nach, ist aber nicht so gut handelbar wie ein ETF.

Auch der österreichische Fonds Superior 6 Global Challenges bezieht sich auf den Index, wird allerdings aktiv gemanagt. Die größten Positionen im Fonds sind die Eisenbahngesellschaft Union Pacific und der Halbleiterhersteller Intel, beide USA. Die zehn größten Werte umfassen mehr als die Hälfte des Fonds. Das und die Branchenauswahl – viel Industrie und Technologie, kaum Konsumgüter wie Lebensmittel – machen ihn riskanter.

Nachhaltigkeit oft Abwägungssache

Ebenfalls alle Ausschlusskriterien erfüllt der Triodos Global Equities Impact. Weil er keinen Nachhaltigkeitsbeirat hat, bekommt er nur vier Nachhaltigkeitspunkte. „Finanztest“ findet ein unabhängiges Gremium gut. Es hilft bei Kontroversen, wenn ein Produkt für mehrere, etwa auch militärische Zwecke eingesetzt werden kann oder wenn ein Unternehmen zwar als Ökovorreiter gilt, bei der Gleichstellung der Mitarbeiter aber hinterherhinkt.

Bei der Auswahl der Aktien geht es nicht nur um Ausschlüsse. Auch Fonds, die weniger Ausschlusskriterien formulieren, können ein nachhaltiges Portfolio zusammenstellen – etwa indem sie gezielt nachhaltige Firmen aussuchen. Daher bewerten die Finanztester auch die Auswahlstrategien, angefangen von Best-in-Class bis zur Auswahl bestimmter Themen. Je mehr Unternehmen die Anbieter im Laufe des Auswahlprozesses aussortieren, desto besser. Beim Indexanbieter MSCI etwa schaffen es nur ein Viertel der rund 1600 Titel aus dem Mutterindex MSCI World in die SRI-Indizes. SRI steht für Socially Responsible Investment.

Anlageerfolg nur mittelmäßig

Was den finanziellen Anlageerfolg angeht, schneiden die Nachhaltigkeitssieger mittelmäßig ab. Der GLS Bank Aktienfonds kommt zumindest auf drei Punkte, die beiden anderen erhalten nur zwei Punkte. Mit fünf Punkten der ökonomisch Beste ist der Fonds Equities World Sustainable der belgischen Gesellschaft Degroof Petercam (DPAM). Sein Nachhaltigkeitsgrad ist gering, er hat zum Beispiel fossile Brennstoffe nur in geringem Umfang ausgeschlossen. Er nimmt jedoch aktiv seine Aktionärsrechte wahr. Mit je vier Punkten bietet der Fonds Green-Effects NAI-Werte einen guten Kompromiss aus finanzieller und nachhaltiger „Finanztest“-Bewertung.

Bei den ETFs hat der UBS ETF auf den MSCI World SRI 5 % Issuer Capped eine „Finanztest“-Bewertung von vier Punkten. Das ist vergleichbar mit herkömmlichen MSCI World ETF. Er hat aber nur zwei Nachhaltigkeitspunkte. Der beste Nachhaltigkeits-ETF, der iShares MSCI World SRI, ist noch zu jung und hat daher noch keine Note für den Anlageerfolg.

Anleger überlegen noch

Nachhaltigkeit zieht in immer mehr Finanzhäuser ein. Blackrock, Deka und Union Investment verringern Koh–leinvestments, die DWS will Klimarisiken verstärkt auch bei der Analyse der Aktien für herkömmliche Fonds berücksichtigen. Das sind nur wenige Beispiele von vielen. Noch sind es in erster Linie Großinvestoren, die Geld nachhaltig anlegen. Thomas Jorberg, Chef der GLS Bank, stellt fest: „Die Mehrzahl der privaten Anleger denkt zwar darüber nach, macht es aber noch nicht.“ Das liegt unter anderem an mangelnder Beratung zum Thema. Nach den Plänen der EU-Kommission sollen Anlageberater künftig auch über Nachhaltigkeit informieren. Sie hat einen Aktionsplan aufgelegt, der auch ein Siegel für nachhaltige Finanzprodukte vorsieht.

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