Ein ernüchterndes Fazit zieht die Stiftung Warentest nach dem Test von acht Fitnessarmbändern für je 30 bis 120 Euro und vier jetzt geprüften Smartwatches, die sie mit neun weiteren Modellen aus dem Test vom Dezember 2019 präsentiert. Sie kosten 70 bis 500 Euro. Keiner der Spezialisten und nur drei der Mehrzweckgeräte erreichen die Note „gut“.
Motivation im Handumdrehen
Motivieren können sie. Fitnesstracker zeigen zurückgelegte Wegstrecken, erklommene Etagen, verbrannte Kalorien. Allerdings oft Fantasiewerte. Viele Modelle liegen meist weit daneben, ihre Anzeigen illustrieren kaum mehr als einen Trend: War ich in dieser Woche aktiver als in der Woche zuvor? Von 25 geprüften Fitnesstrackern liefern nur zwei Smartwatches stimmige Werte. Abweichungen im zweistelligen Prozentbereich sind keine Seltenheit, teilweise liegen sie über 50 Prozent.
Verlass auf zwei Smartwatches
Die genauesten Daten liefert die Smartwatch „Apple Watch 5“ für 500 Euro. Vor allem beim Gehen ist sie präzise: Ob Puls, Kalorienverbrauch oder Streckenlänge – keine misst so korrekt. Auch beim Joggen, Radfahren und Schwimmen tickt sie am besten. Sie erreicht damit die Note 1,8 gefolgt von „Garmin Forerunner 245 Music“ für 330 Euro (Note 2,2). Vielleicht haben die beiden Uhren ausgemacht empfindliche Sensoren und extra Rechenpower, sicher aber ist: Sie bestimmen ihre Position via Satellit und können so zurückgelegte Strecken genau erfassen. Ein knappes „Gut“ schafft auch noch die Smartwatch Garmin Viviactive 4 für 305 Euro (Note 2,5). Das Honor Band 5 für 38 Euro misst zumindest einige Werte richtig: den Puls beim Radfahren, den Kalorienverbrauch beim Joggen und Gehen sowie die Strecke beim Gehen und Schwimmen.
Ein Fitnessarmband telefoniert gut
Das zweitgünstigste Gerät im gesamten Test, das „Honor Band 5, ist mit der Note 2,3 mit das beste Fitnessarmband (Note 3,3). Zwei weitere Fitnessarmbänder erreichen zwar die gleiche Gesamtbewertung. Doch das „Fitbit Charge 3“ für 120 Euro verdankt das der Tatsache, dass es sich beim Telefonieren gut schlägt, das „Samsung Galyaxy Fit“ für 86 Euro durch geringere Mängel beim Datenschutz. Bei der Kernkompetenz Fitness schwimmen beide mit der Note „ausreichend“ nur im Mittelfeld der Fitnessarmbänder.
Puls nur 104 statt – korrekt – 181
Die Tücke der Pulsmessung: Fitnessarmbänder sind ungenau. Bei der Strecke mag das nur ärgerlich sein, beim Puls ist es bedenklich. Beim Laufen etwa zeigt das Fitnessarmband „Xiaomi Mi Smart Band 4“ im Mittel aller Probanden einen um 18 Prozent zu geringen Puls an. Im Extrem nannte das Armband für eine Testjoggerin einen Wert von 104 – statt 181. Die Anbieter kennen die Tücken. Sitzt der Tracker locker am Handgelenk, übersieht er schon mal den einen oder anderen Herzschlag. Fitbit empfiehlt in der Gebrauchsanleitung, den Tracker zwei Fingerbreit über den Handwurzelknochen zu tragen. Samsung empfiehlt in der Gebrauchsanleitung gar: „Messen Sie Ihren Puls, wenn Sie sitzen und entspannt sind.“ Nicht gerade das, was man von Fitnesstrackern erwartet.
Verbrannte Kalorien sind Glückssache
Bei der Streckenmessung zeigten viele Armbänder beim Radfahren keine Strecke an. Selbst beim Gehen weichen sie ab – eines (fitbit Inspire HR) um fast 40 Prozent. Bei den verbrannten Kalorien lag ein Fitnesstracker („Garmin Vivosmart 4“) beim Gehen fast 75 Prozent daneben.
Nicht für medizinische Zwecke geeignet
Garmin schreibt es selbst: „Daten sind nur für Freizeitzwecke und nicht für medizinische Zwecke vorgesehen.“ Die Tester raten, die Armbänder mit dem Smartphone zu koppeln. Dann können sie auf die Satellitenortung der Telefone zugreifen. Wer immer genaue Messwerte bekommen möchte, sollte aber besser gleich zu den zwei guten, aber teuren Smartwatches von Apple und Garmin greifen, die auch bei der Kommunikation und Handhabung alle Fitnessarmbänder hinter sich lassen.