Keine Südfrucht hat eine solche Erfolgsgeschichte hingelegt wie die Banane. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist sie von der exotischen Spezialität zum zweitliebsten Obst der Deutschen geworden, gleich nach dem Apfel. Sie liefert leicht verdauliche Kohlenhydrate, Kalium, Magnesium und B-Vitamine. Sportler schätzen den schnellen Energieschub und die Extraportion Mineralstoffe. Dabei ist sie so mild und gut verträglich, dass sie auch für Babys und Kleinkinder geeignet ist. Bananen sind ganzjährig zu erschwinglichen Preisen in jedem Supermarkt und Discounter erhältlich. Das könnte sich ändern.
Der weltweite Bananen-Anbau ist von einem gefährlichen Pilz bedroht. Er überdauert im Boden und lässt die Bananenpflanzen von innen verfaulen. Seit die Seuche in den 1990er Jahren in Asien ihren Anfang nahm, hat sich der Stamm mit dem Kürzel TR4 des Pilzes Fusarium oxysporum trotz stetig verschärfter Hygienemaßnahmen auf den Bananenplantagen rund um den Globus ausgebreitet. Jüngst hat TR4 auch Lateinamerika erreicht – wo er den größten Schaden anrichten kann. Denn hier sind die größten Plantagen, hier findet auch der Hauptteil des Exportanbaus statt.
Ein kleines Land wie Costa Rica allein exportiert Bananen im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar jährlich. Es geht also um mehr als nur den Verlust eines lieb gewonnenen Obstes: Den betroffenen Anbauländern droht ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Zudem sind Bananen vor Ort oft ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
Die Besonderheiten der Kultivierung verschärfen die Gefahr. Quasi jede Banane, die in der westlichen Welt zu kaufen ist, gehört zur Cavendish-Sortengruppe. Benannt ist sie nach dem britischen Adligen William Cavendish, in dessen Gewächshäusern sie 1835 erstmals erfolgreich kultiviert wurde. Hinzu kommt: Bananen werden nicht aus Elternpflanzen gekreuzt und gezüchtet, sondern vegetativ über Wurzelschösslinge vermehrt. Eine Neukombination des Erbguts findet dabei nicht statt. Dies wäre nötig, um neue Eigenschaften auszubilden, zum Beispiel die Resistenz gegen einen Krankheitserreger.
Die Cavendish-Bananen sind also weltweit vorherrschend, genetisch weitgehend identisch – und fatalerweise nicht resistent gegen TR4. So kann sich der Pilz ohne Gegenwehr in den oft riesigen Monokulturen verbreiten. Ein wirksames Fungizid gegen ihn gibt es nicht. Für Forschung und Agrarindustrie ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, die Ausbreitung von TR4 so weit zu verlangsamen, bis eine zukunftsfähige Lösung gefunden ist. So experimentiert man in Australien derzeit mit gentechnisch veränderten, TR4-resistenten Cavendish-Bananen. Zeitgleich suchen Experten auf der ganzen Welt nach resistenten, lokal angebauten Sorten, die sich zur Vermarktung als Exportbananen eignen und die Cavendish ersetzen könnten.
In beiden Fällen ist ein dauerhafter Erfolg fraglich: bereits in den 1950er-Jahren wütete ein Vorläuferstamm von TR4. Unter dem Namen „Panama-Krankheit“ vernichtete er die damals vorherrschende Bananensorte Gros Michel fast vollständig. Ersetzt wurde sie weltweit durch die Cavendish-Banane, die resistent gegen den damaligen Erreger war. Wissenschaftler mahnen daher ein grundlegendes Umdenken an und fordern etwa mehr Biodiversität anstelle des Anbaus in großen Monokulturen.