Zwei US-Aktien ziehen die Anleger an

von Redaktion

Nach nicht einmal zwei Jahren war Schluss: Die Aktie des insolventen und von Skandalen gezeichneten Münchner Zahlungsdienstleisters Wirecard wurde am Freitag zum letzten Mal im Deutschen Aktienindex Dax und im Technologie-Index Tec-Dax gehandelt. Mit einem Plus von zeitweise fast sieben Prozent, bevor es wieder ins Minus ging, verabschiedeten Börsianer das Papier. Freilich: Ein Kurs von nicht einmal 1,30 Euro ist für Besitzer der Aktie eine Katastrophe. Es waren mal knapp 200 Euro. Wer da eingestiegen ist, hat 99 Prozent seines Geldes verloren.

Wirecard war auch ein peinlich für die Deutsche Börse, die mehr als zwei Monate brauchte, um Wirecard aus dem Dax zu kegeln. Für die in Deutschland ohnehin maue Aktienkultur ist das Wirecard-Desaster ein herber Schlag. Ab Montag muss das neue Dax-Mitglied Delivery Hero zeigen, dass es besser geht. Der Essenslieferant aus Berlin, der nur im Ausland aktiv ist, steckt auch elf Jahre nach der Gründung tief in den roten Zahlen. Wachstum sei wichtiger als Gewinn, sagt Unternehmenschef Niklas Östberg. Er lässt völlig offen, wann es mal schwarze Zahlen geben soll. Die Skepsis an der Börse ist beträchtlich, auch wenn der Kurs in diesem Jahr rasant gestiegen ist. Viele hätten sich ein solideres neues Mitglied im Kreis der 30 wichtigsten deutschen Konzerne gewünscht.

Immer noch haben Aktien gute Chancen, glaubt Axel Cron, Chef-Anlage-Stratege der deutschen Vermögensverwaltungs-Sparte der britischen Großbank HSBC. Nach wie vor gebe es keine Hinweise auf steigende Zinsen. Unternehmen, die Gewinne einfahren und eine Dividende ausschütten, seien immer noch besser als eine Zinsanlage. Auch mit Anleihen ist weiter nichts zu verdienen, im Gegenteil: Die Durchschnittsrendite von Bundesanleihen ist weiter ins Negative gerutscht, mittlerweile auf gut minus 0,5 Prozent. Mit Berücksichtigung der Inflation ergeben sich real sogar minus zwei Prozent.

„Hochgerechnet auf zehn Jahre vernichten Sparer rund ein Zehntel ihres Kapitalstocks“, betont Christian Kahler von der DZ Bank.

In den USA verbucht die Technologie-Börse immer neue Rekorde. Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der DekaBank rät gleichwohl zur Vorsicht. „Die Konsolidierung am Aktienmarkt schreitet voran.“ Unterdessen verblüffen zwei Aktien, die nicht zum Dax gehören. Das Papier von Apple zeigt nicht im Ansatz Müdigkeit. Der Kurs steigt weiter, das Unternehmen ist erstmals zwei Billionen Dollar wert. Auch die Aktie von Tesla kennt kein Halten. Erstmals kostet das Papier mehr als 2000 Dollar (rund 1750 Euro). Vor Jahresfrist waren es gerade mal 200 Dollar oder 170 Euro. Der anstehende Aktiensplitt – für eine Aktie gibt es vier neue – lockt Anleger in Scharen. Tesla wird an der Börse mit umgerechnet fast 315 Milliarden Euro bewertet. VW, Daimler und BMW Autokonzerne kommen auf rund 155 Milliarden Euro. Zusammen wohlgemerkt.

ROLF OBERTREIS

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