Birkenzucker: Ersatzstoff mit Vor- und Nachteilen

von Redaktion

Um die bekannten Nachteile von Haushaltszucker zu vermeiden, finden sich in vielen verarbeiteten Lebensmitteln Zuckeraustauschstoffe. Auch pur gibt es sie in Drogerien und Supermärkten zu kaufen. Sie sollen kalorienärmer, zahnfreundlicher oder auf andere Art „gesünder“ sein.

Einer dieser Austauschstoffe ist Birkenzucker. Dabei handelt es sich um den Zusatzstoff Xylit, der unter der E-Nummer 967 als Süßungsmittel zugelassen ist. Der klangvolle Name Birkenzucker stammt aus den 1970er-Jahren, als Finnland mit der industriellen Produktion dieses Stoffes aus Birken- und anderen Harthölzern begann. Heute wird Birkenzucker in einem mehrstufigen Prozess aus Holz oder aus preisgünstigerem Material gewonnen, etwa aus Resten von Maispflanzen, Getreidekleie und anderen landwirtschaftlichen Reststoffen. Häufig stammt er aus China.

Über die gern suggerierte Naturbelassenheit von Birkenzucker lässt sich also streiten. Der technische Herstellungsprozess ist ähnlich aufwendig wie bei anderen Austauschstoffen, etwa Sorbit oder Isomalt. Pur handelt es sich um ein weißes, kristallines Pulver, das wie Zucker mit einem Hauch kühlender Minze schmeckt. Es passt daher besonders gut in men-tholhaltige Süßwaren. Industriell wird Xylit sehr häufig in Zahnpflegekaugummis verwendet, und das nicht nur, um den zahnschädlichen Zucker zu vermeiden: Xylit selbst hat eine kariesvorbeugende Wirkung, weil es die Bildung von Zahnbelag verringert.

Die EU-Kommission hat einen entsprechenden „Health Claim“ zugelassen, sodass die Hersteller solcher Zahnpflegekaugummis auch mit dieser Wirkung werben dürfen. Als optimal gilt eine Menge von etwa 4 Gramm Xylit täglich, was etwa vier ausschließlich mit Xylit gesüßten Kaugummis entspricht. Obwohl Xylit über eine ähnliche Süßkraft wie Zucker verfügt, enthält der Stoff mit etwa 240 Kilokalorien pro 100 Gramm deutlich weniger Energie. Der Blutzuckerspiegel wird durch Xylit kaum beeinflusst. Auch dafür hat die EU einen „Health Claim“ zugelassen. Doch nicht immer achten Hersteller auf den für solche gesundheitsbezogenen Aussagen jeweils verpflichtend vorgeschriebenen Wortlaut. Stattdessen finden sich in Werbeanzeigen immer wieder unzulässige Formulierungen, etwa, dass Birkenzucker den Appetit hemmen soll oder generell vor Karies schützt. In der Küche lässt sich Xylit wie Zucker verarbeiten, eignet sich auch zum Backen und Erhitzen.

Dennoch ist es nicht empfehlenswert, komplett umzusteigen: Wie andere Zuckeraustauschstoffe auch, kann Xylit im Übermaß abführend wirken, Blähungen und Durchfälle verursachen. Produkte mit einem Xylitanteil von über zehn Prozent müssen daher einen entsprechenden Warnhinweis tragen. Die Verträglichkeit ist individuell unterschiedlich. Allgemein sollten über den Tag verteilt nicht mehr als 50 Gramm verzehrt werden.

Haustierbesitzer müssen besonders aufpassen: Manche Tiere, z.B. Hunde und Kaninchen, können Xylit in ihrem Stoffwechsel nicht abbauen, weil ihnen das nötige Enzym fehlt. Fressen sie versehentlich xylithaltige Lebensmittel, können sie sich schwer vergiften.

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