Sofortrente: Wette auf langes Leben

von Redaktion

Viele Menschen haben irgendwann ein Luxus-Problem: Sie haben zum Beispiel einen Batzen Geld aus einer Lebensversicherung bekommen oder einen sechsstelligen Betrag geerbt und fragen sich: Wie kann ich 50 000, 100 000 Euro oder noch mehr Geld in eine monatliche Zusatzrente umwandeln? Für die Experten von „Finanztest“ (Heft 10/2020) bieten sich besonders zwei Anlageformen an: eine Sofortrente und ein Auszahlplan mit Aktien-ETF. Bei der Sofortrente ist die sichere Planbarkeit das entscheidende Argument, beim ETF-Auszahlplan, kombiniert mit Tagesgeld, die Ertragschance – und zwar ohne übermäßiges Risiko.

Insgesamt wurden 21 Angebote für eine klassische -Sofortrente getestet. Klassisch heißt: ohne Fondsinvestment; die Versicherer legen die Beiträge ihrer Kunden überwiegend festverzinslich an. Diese Variante ist sicher und -bequem, Monatszahlungen zwischen 294 und 319 fließen bis zum Lebensende.

Das Angebot mit der höchsten Monatsrente macht der Versicherer R+V a.G. mit seinem Tarif RTSE (siehe Tabelle). Ein Qualitätsurteil „sehr gut“ oder „gut“ ist bei der Sofortrente aber nicht mal beim Testsieger drin. Ein Grund: Bei der Sofortrente muss man sehr lange leben, damit die Rentenzahlungen den Einsatz von 100 000 Euro erreichen oder übersteigen. Beim Testsieger sind es 26 Jahre. Das heißt, wer mit 65 den Vertrag abschließt, muss 91 werden, damit sich das rentiert. Es sei denn, es kommen Überschussbeteiligungen dazu. Die Chance auf Überschüsse sind aber gering.

Beim Abschluss eines Vertrags sollte man außerdem genau auf den Tarifnamen achten. Viele klingen ähnlich. Nicht verwechseln sollte man den Tarif der R+V a.G. mit dem der R+V AG. Dieser schneidet im Test deutlich schlechter ab. Doch er wird Kunden der R+V-Partner Volks- und Raiffeisenbanken in der Beratung im Regelfall angeboten. Das Angebot der R+V a.G. gibt es in der Bank nur „auf Wunsch“, so die R+V.

Bessere Chancen

Überschüsse zu erzielen hat man bei einem Auszahlplan mit einem Aktien-ETF. Voraussetzung dafür ist aber, dass man auch als Ruheständler aktiv bleiben will, sein Vorsorgevermögen steuert und das Anlagekonzept jeweils der neuen Lebenssituation anpasst. Dabei muss man jedoch wissen: Anders als bei einer Rentenversicherung gibt es bei einem Entnahmeplan keine Garantie auf lebenslange Zahlungen. Doch gut kalkuliert, kommt man dem sehr nahe – und erhält eine optimale Rente. „Finanztest“ favorisiert einen flexiblen Auszahlplan mit eingebautem Verlustpuffer. Bei diesem Modell ist ein Börsencrash einkalkuliert. Monatlich sind dann bei einem 30-Jahre-Plan zwischen 268 und 463 Euro mehr Rente drin.

Für diese sogenannte Pantoffel-Rente – der Name steht für den bequemen beziwhungsweise einfachen Umgang – muss man ein Portfolio erstellen. Dafür braucht man ein gutes Tagesgeldkonto und ein Wertpapierdepot, um den Aktien-ETF zu lagern. Der ETF sollte möglichst breit gestreut und deshalb an den Weltaktienindex MSCI World angelehnt sein. Tagesgeld und Aktien gewichtet man gemäß seiner Risikobereitschaft. Ausgewogen wäre 50 zu 50. Die Rentenhöhe hängt von der Laufzeit ab. Empfohlen werden 30 Jahre. Dann sollte man monatlich kontrollieren, ob das Verhältnis von ETF und Tagesgeld noch passt und das Portfolio gegebenenfalls anzupassen. Da man die Renten aus dem Tagesgeldanteil entnimmt, wird eher der Aktienanteil zu hoch. Weicht er um mehr als zehn Punkte ab, sollte man umschichten: Überhang verkaufen und den anderen Baustein aufstocken.

Steuern und Abgaben

Wichtig: Für Sofortrente und Auszahlplan gilt: Auch das Finanzamt will seinen Teil. Eine Ruheständlerin mit einer Sofortrente zahlt Steuern auf den Ertragsanteil: Sie muss 18 Prozent ihrer Rente mit dem persönlichen Steuersatz versteuern. Ein Senior mit einem ETF-Auszahlplan zahlt auf 70 Prozent der Erträge aus Aktienfonds und für alle Tagesgelderträge Abgeltungsteuer, vorausgesetzt, sie liegen oberhalb des Sparerfreibetrags. Die „Finanztest“-Experten empfehlen, nur dann eine Sofortrente in Erwägung zu ziehen, wenn man seinen Lebensstandard nicht durch andere lebenslange Einkommensquellen (zum Beispiel gesetzliche Rente, Betriebsrente, Mieteinnahmen) ausreichend gesichert hat und alternativ Rentenoptionen nicht infrage kommen. Außerdem sollte man sich gesund fühlen. Denn eine Rentenversicherung ist immer auch eine Wette auf ein langes Leben. wdp

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