Sieben Irrtümer übers Girokonto

von Redaktion

Ein Leben ohne Girokonto ist nahezu unmöglich, denn Menschen ohne Bankkonto sind vom normalen Wirtschaftsleben ausgeschlossen. Sie erhalten keinen Telefonvertrag, können keine Wohnung mieten und bekommen keinen Job. Die Zeitschrift „Finanztest“ stellt in ihrer aktuellen Oktober-Ausgabe sieben häufige Irrtümer über Girokonten richtig.

1. Girokonto gibt es nur mit Gehalt oder Rente

Nein. Auch Menschen ohne geregeltes Einkommen haben seit Mitte 2016 Anspruch auf ein Girokonto. Mit ihm müssen mindestens Barein- und -auszahlungen, Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträge möglich sein. Kontoinhaber müssen eine Bankkarte bekommen. Der Preis für dieses sogenannte Basisgirokonto muss per Gesetz „angemessen“ sein, ist aber oft hoch. Fast jede Bank bietet zusätzlich weitere Kontomodelle an. Der Preis für die Kontoführung hängt zum Beispiel davon ab, ob der Kontoinhaber angestellt ist oder selbstständig arbeitet und ob auf das Konto regelmäßig Geld in bestimmter Höhe eingeht.

2. Die Karte zum Konto heißt EC-Karte

Nein. Die Karte zum Girokonto, mit der man im Geschäft bezahlen und am Automaten Geld abheben kann, heißt seit mehr als zehn Jahren Girocard. Im allgemeinen Sprachgebrauch lebt die EC-Karte aber weiter. Das Buchstabenkürzel „EC“ stammt ursprünglich vom Bezahlen mit Euroscheck. Später entwickelte sich daraus das „Electronic-cash-Verfahren“, bei dem man zum Bezahlen eine EC-Karte und eine vierstellige Geheimzahl verwendete. Zahlungen mit der Girocard werden immer sofort in voller Höhe vom Konto abgebucht. Der Fachbegriff für eine solche Karte lautet „Debitkarte“.

3. Bezahlen mit der Karte kostet Geld

Nein, meistens nicht. Es kommt aber darauf an, welches Girokontomodell man hat. Bei einem Konto, bei dem jede Buchung einzeln kostet, muss man oft auch für den Einsatz der Girocard bezahlen. Im aktuellen Girokontotest im September 2020 fanden die Finanztester Kosten von 0,02 bis 0,50 Euro pro Buchung. Ein solches Kontomodell haben oft Menschen, die kaum Bewegung auf dem Konto haben, weil sie nur einmal im Monat Geld abheben und fast alles bar bezahlen. Wer ein solches Konto hat und nun häufiger mit der Karte zahlt, sollte sich bei der Bank nach einem anderen Kontomodell erkundigen oder die Bank wechseln.

4. Der Chip der Karte ist für Betrüger offen

Nein. Der goldfarbene Chip auf der Girocard für das kontaktlose Bezahlen funktioniert mittels NFC-Technik. Die Abkürzung steht für Near Field Communication (Nahfeldkommunikation). Die Karte trägt – meist auf der Vorderseite – vier Funkwellen als Symbol für kontaktlose Anwendungen. Am Bezahlterminal funkt der Chip über höchstens vier Zentimeter und übermittelt keine persönlichen Daten wie Adresse oder Name des Karteninhabers. Nur spezielle Lesegeräte können die Signale empfangen und entschlüsseln. Aus Versehen kann jemand nicht bezahlen. Wer die Karte stiehlt, kann vor einer Sperre damit höchstens fünf Mal bis 50 Euro einkaufen, insgesamt für maximal 150 Euro. Bei höheren Beträgen muss die persönliche Geheimzahl (Pin) eingegeben werden.

5. Gratisgirokonten gibt es nicht mehr

Doch, es gibt noch kostenlose Girokonten, bei denen alle Buchungen inklusive sind, die Girocard nichts kostet und keine Bedingungen zu erfüllen sind – meist bei Direktbanken ohne Filiale. Dies Kontomodelle werden aber weniger. Im September 2020 gab es nur noch 20 Gratisgehaltskonten ohne Wenn und Aber bei 125 von „Finanztest“ untersuchten Banken. Ein Jahr zuvor waren es noch 22. Immerhin 19 weitere Gehaltskonten waren unter bestimmten Bedingungen kostenlos: Geld- oder Gehaltseingang in bestimmter –Höhe, Kauf eines Genossenschaftsanteils oder kontinuierliches Guthaben bei derselben Bank in bestimmter Höhe.

6. Nur der Automat der eigenen Bank ist gratis

Nein, nicht nur. Wer Bargeld mit der Girocard abheben will, bekommt es aber an Automaten der eigenen Bank auf jeden Fall kostenlos. Kunden von Sparkassen und Volksbanken haben es leicht, sie können alle Automaten ihres jeweiligen Verbundes nutzen. Wer bei einer Direktbank ohne Filialen ist, hat Glück, wenn die Direktbank zu einer Filialbank gehört wie die Comdirect Bank zur Commerzbank. Dann gibt es meist an deren Automaten gratis Bargeld. Private Banken mit wenigen Filialen haben sich zu Verbünden zusammengetan, damit sich die Anzahl der Geldautomaten für ihre Kunden erhöht. Zur Cash Group gehören die Commerzbank, Deutsche Bank, Hypovereinsbank und Postbank. Der CashPool vereint die Automaten der San-tander, Sparda-Banken, Targobank und weiterer 20 Banken. Andere Direktbanken ermöglichen kostenloses Geldabheben mit der Kreditkarte auch im Inland.

7. Das Konto kann man beliebig überziehen

Nein, die Banken räumen den sogenannten Dispokredit freiwillig ein. Voraussetzungen sind Volljährigkeit, deutscher Wohnsitz und ein regelmäßiges Einkommen wie Gehalt, Rente oder Unterhalt. Die Höhe des Dispokredits legt die Bank fest, meist sind es bis zu drei Monatsgehälter. Einen Dispokredit machen Banken auch von einer einwandfreien Schufa-Auskunft abhängig. Gibt es negative Einträge wie offene Zahlungsforderungen oder einen nicht bedienten Kredit, kündigt die Bank den Dispo fristlos oder vergibt ihn erst gar nicht. Den Dispo kann die Bank ohne Begründung jederzeit mit einer Frist von vier Wochen verringern oder kündigen. Bei Lohnersatzleistungen wird der Dispo nicht automatisch gekündigt. Dass passiert nur, wenn es ein Missverhältnis zwischen den Kontoumsätzen und dem Dispo gibt, wenn jegliche Gutschriften ausbleiben oder die Kontoführung dauerhaft angespannt ist.

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