Der 30. November ist der Stichtag: Bis dahin müssen wechselwillige Kfz-Versicherte ihre alte Police kündigen. Heuer kann sich ein Vergleich besonders lohnen, wie die Zeitschrift „Finanztest“ in ihrer Novemberausgabe vorrechnet. Der Grund ist die Corona-Pandemie. Durch die Einschränkungen gab es weniger Verkehrsunfälle – laut Statistischem Bundesamt ging die Zahl im ersten Halbjahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 18,3 Prozent zurück. Die Versicherer sparen Kosten und können beherzter an den Tarifangeboten schrauben, mit denen sie Neukunden anlocken wollen. Das haben die Experten festgestellt, als sie 160 Tarife von 71 Versicherungen untersucht haben. Ihr Fazit: Viele Versicherte können mehrere hundert Euro sparen. Eine 70-jährige Opel-Fahrerin etwa bekommt Haftpflicht und Vollkasko bei der Huk-Coburg schon für 527 Euro jährlich. Der teuerste Anbieter würde 1126 Euro nehmen (siehe Tabelle).
Was hat sich beim Versicherten verändert?
Viele Autofahrer arbeiten in Zeiten von Corona mehr zu Hause und fahren weniger Auto. Sie sparen, wenn sie eine niedrigere Kilometerleistung angeben. Bei anderen Versicherten ist sie gestiegen, weil sie Busse und Bahnen meiden. Sie sollten die Mehrkilometer angeben.
Wo gibt es mehr Leistungen?
In diesem Jahr bieten viele Tarife mehr Leistungen als bisher. Beispiel: Die Huk24 sieht in ihren Tarifen Classic und Classic Kasko Plus bis zu 20 000 Euro vor, wenn Marder Kabel durchnagen und es zu schweren Motorschäden kommt. Bisher waren es 6000 Euro. Auch HanseMerkur und Sparkassen Direkt leisten nun in manchen Tarifen bei Folgeschäden mehr. Andere Anbieter zahlen nach Totalschaden nun 36 statt bislang 18 Monate den Neupreis. Bestandskunden profitieren davon meist nur, wenn ihr Tarif ein automatisches Update vorsieht. Das ist nicht immer der Fall. Kunden können den Versicherer aber nach Verbesserungen fragen und – wenn er ablehnt – zu einem anderen wechseln.
Kasko oder nicht?
Für ein Auto mit geringem Wert reicht nach Meinung der Experten eine Kfz-Haftpflicht aus. Sie zahlt nur die Schäden anderer. „Finanztest“ empfiehlt Tarife mit mindestens 100 Millionen Euro Höchstdeckungssumme, 15 Millionen Euro pro geschädigter Person. Die gesetzliche Mindestdeckung beträgt für Sachschäden nur 1,22 Millionen Euro. „Finanztest“ rät zur erweiterten Haftpflichtabdeckung für Mietwagen im Ausland (Mallorca-Police). Günstige Tarife für alle geprüften Fahreralter mit den empfohlenen Leistungen boten im Test Axa Easy (Mobil Online S), DA Deutsche Allgemeine (Komfort, Komfort Plus) und Huk24 (Classic).
Was wird von einer Kaskoversicherung abgedeckt?
Die Teilkasko zahlt bei Diebstahl, Einbruch oder Glasbruch und bei Schäden durch Unwetter: Sturm ab Windstärke acht sowie Hagel, Überschwemmung und Blitzschlag. Mitversichert sind Brand, Explosion und Kurzschluss. Hinzu kommen Wildunfälle und Marderbisse, in einigen Tarifen auch Schnee- und Dachlawinen. Die Teilkasko kostet im Schnitt jährlich 90 Euro. Eine Vollkasko übernimmt zusätzlich den Schaden am eigenen Auto, auch bei selbst verschuldeten Unfällen. Sie kostet im Schnitt 330 Euro jährlich. Sinnvoll ist das für Neuwagen und teure Gebrauchte. Insgesamt hat knapp die Hälfte aller Autos Vollkasko, ein Drittel Teilkasko, nur ein Viertel ausschließlich die Kfz-Haftpflicht.
Welche Aspekte sind bei der Kasko zu beachten?
Zu der von „Finanztest“ empfohlenen Mindestdeckung zählen in der Kasko folgende Leistungen: Grobe Fahrlässigkeit. Wenn der Fahrer grob fahrlässig zum Schaden beigetragen hat, darf der Versicherer die Zahlung kürzen oder gar komplett streichen. Es gibt aber Tarife, die den „Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit“ erklären. Dazu raten die Finanztester. Sie zahlen auch, wenn es gekracht hat, weil man zum Beispiel eine rote Ampel übersehen hat. Günstige Teil- und Vollkaskotarife boten Axa Easy (Mobil Online Extra M), DA Deutsche Allgemeine (Komfort und Komfort Plus) und Huk24 (Classic und Classic Kasko Plus).
Was gilt bei E-Autos und Hybriden?
Bei E- oder Hybridfahrzeugen muss man vor allem bei der Kasko einige Besonderheiten beachten. Laut „Finanztest“ gibt es bei einigen Versicherern Rabatte für E-Autos, trotzdem sollte man nicht allein deswegen dort einen Vertrag abschließen. Wie bei einem Verbrenner richtet sich der Preis zunächst danach, in welche Typklasse das jeweilige Modell eingestuft ist. So kostet die günstigste Kombi von Haftpflicht und Vollkasko für einen Tesla Model 3 (153 kW) 679 Euro im Jahr (Huk24 Classic), für den VW ID.3 (70 kW) 284 Euro. In beiden Fällen ist der Kunde 45 Jahre alt, wohnt in Köln, gefahren wird der Pkw auch von seiner Ehefrau. Bei der Kasko sollte man darauf achten, dass Schäden am Akku sowie am Ladekabel und der Wallbox abgedeckt sind. Gleiches gilt für Bedienfehler, die die Elektronik lahmlegen können. bw