Die Zeitschrift „Finanztest“ hat untersucht, was es bei Filialbanken, großen Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Direktbanken kostet, Wertpapiere zu kaufen und zu verwahren. Darunter sind einige sehr preisgünstige Anbieter, darunter mit dem Smartbroker sogar ein neuer Spitzenreiter.
Bei Filialbanken oder Sparkassen ist vieles noch so wie früher. Kunden zahlen meist nicht nur jährliche Gebühren für ihren Wertpapierbestand, sondern rund ein Prozent der Ordersumme für jeden Kauf und Verkauf. Bei vielen Direktbanken lässt sich nicht nur das Depot kostenlos führen, auch die Orderkosten sind viel geringer.
Neuer Spitzenreiter
Der neue Spitzenreiter Smartbroker ist erst vor Kurzem an den Markt gegangen und bietet Orders für pauschal vier Euro an. Da kann keiner der „klassischen“ Anbieter mithalten. Der Onlinebroker Flatex, viele Jahre unter den Testsiegern, ist abgerutscht. Die im Frühjahr 2020 neu eingeführten Depotgebühren schlagen sich deutlich nieder.
Die Tester rechneten nach: Ein großes Depot mit 150 000 Euro, vier Orders pro Jahr über 12 000 und 6000 Euro kostete bei Smartbrokers 18 Euro im Jahr, beim billigsten Filialdepot (Santander Consumer) waren es 148 Euro.
Begrenztes Angebot
Der Test stützt sich auf die Konditionen beim Handel über Xetra, den mit Abstand wichtigsten deutschen Börsenplatz. Bei den Smartphone-Brokern ist der Handel über Xetra nicht möglich. Sie arbeiten stattdessen mit einer, höchstens zwei Börsen zusammen, zum Beispiel den elektronischen Handelssystemen der Börsen München (Gettex), Düsseldorf (Quotrix) und Hamburg (LS Exchange).
Das muss kein Nachteil sein, wenn Anleger ohnehin nur bekannte Aktien oder ETFs kaufen wollen. In einem Vergleichstest passen die Smartphone-Broker aber nicht zu „Vollsortimentern“, die neben Xetra auch alle deutschen Regional- und mehrere Auslandsbörsen anbieten.
Dafür punkten Smartphone-Broker damit, dass sie nur noch einen symbolischen Orderpreis von einem Euro oder gar nichts verlangen. Meist sind die Plattformen dafür konzipiert, sie über ein Smartphone oder Tablet zu nutzen. Drei der vier Angebote funktionieren aber auch auf einem PC oder Laptop.
Günstiger Einstieg
Gerade für junge Leute, die keine Erfahrung mit Geldanlagen haben, sind Smartphone-Broker reizvoll. Sie können mit sehr geringen Beträgen an den Börsen mitmischen. Normalerweise ist das unsinnig, weil die Kosten im Verhältnis zu hoch wären. Onlinebanken verlangen häufig mindestens zehn Euro, Filialbanken sogar oft mindestens 20 Euro pro Kauf. Bei Smartphone-Brokern gibt es zwar oft einen Mindestanlagebetrag von 500 Euro, aber das ist für die meisten Anleger keine entscheidende Hürde.
Geldquelle Provision
Es stellt sich natürlich die Frage, wie Broker mit kostenlosen Angeboten eigentlich Geld verdienen. Als mögliche Einnahmequelle der komplett kostenlosen Broker gelten Provisionen, die von Börsenplatzbetreibern oder Produktanbietern stammen.
Denkbar wäre auch, dass die Broker an einer größeren Handelsspanne (Spread) beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren direkt verdienen. Diese Vermutung erwies sich aber als unbegründet. „Finanztest“ hat bei bekannten Aktien oder ETFs in keinem Fall einen nennenswerten Aufschlag gegenüber dem Xetra-Handel der deutschen Börse gefunden. Das gilt für die Zeit werktags von 9 bis 17.30 Uhr, in der Xetra geöffnet ist.
Bei allen Smartphone-Brokern kann zusätzlich frühmorgens und bis spät in den Abend gehandelt werden. In diesen Zeiten sollten Anleger auf erhöhte Handelsspannen gefasst sein. Dadurch kann ein Aktien- oder ETF-Kauf teurer werden.
Depotmodelle
Von den vier Smartphone-Brokern hat nur Scalable eine Depotvariante, die regelmäßige Einnahmen bringt, ein Abomodell namens „Prime Broker“: Kunden zahlen pauschal 2,99 Euro pro Monat und können dafür beliebig Wertpapiere kaufen und verkaufen. Weitere Kosten entstehen nicht. Im Depotmodell „Free Broker“ gibt es zwar keine laufenden Kosten, aber Anleger zahlen stattdessen für jeden Kauf oder Verkauf 0,99 Euro.
Schutz bei Insolvenz
Ob alle neuen Broker dauerhaft am Markt bestehen, bleibt abzuwarten. Die eng begrenzten Einnahmequellen und der scharfe Wettbewerb erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass nicht alle Anbieter durchkommen. Anleger dieser Broker hätten ein paar Unannehmlichkeiten, aber eine Gefahr für die Wertpapiere im Depot droht nicht. Aktien, Fonds, Anleihen und Zertifikate gehören auf jeden Fall den Kunden und wären nicht Teil der Insolvenzmasse. Anleger müssten die Wertpapiere zu einer anderen Bank oder einem neuen Broker übertragen und hätten vorübergehend keinen Zugriff. Das wäre nicht angenehm, aber auch kein Beinbruch.
Alternativen
Wer sich diesem Risiko dennoch nicht aussetzen möchte, bleibt besser bei einem etablierten Anbieter. Für viele passt eine herkömmliche Direktbank. Anleger, die ETFs oder Aktien nach Möglichkeit kaufen und dann viele Jahre lang nicht anrühren, müssen Orderkosten nicht allzu sehr beachten.
Kunden von Filialbanken haben meist die Möglichkeit, auch ohne Anbieterwechsel die Kosten zu senken. Fast alle Institute bieten inzwischen zweigleisigen Service. Lassen sich Kunden beraten, zahlen sie die regulären Ordergebühren. Führen sie den Auftrag im Onlinedepot selbst aus, sind die Kosten oft nicht viel höher als bei einer Direktbank.