Wer bei Brettspielen einen neuen Trend sucht, wird beim Legacy-Genre fündig. Bei diesen Spielen ändern sich Regeln von Partie zu Partie, Spielbretter werden nach und nach beklebt oder Spieler erhalten individuelle Fähigkeiten, was das Brettspiel in Richtung Rollenspiel mutieren lässt. Vorteil: Enorm abwechslungsreich mit Fernsehseriencharakter. Nachteil: Man sollte immer in gleicher Besetzung spielen. Am Ende einer vorgezeichneten Serie von bis zu einigen dutzend Partien ist das Material derart verändert und individualisiert, dass es nicht mehr weiterverwendet werden kann.
My City
Das Problem des kaum möglichen Spielerwechsels umgeht „My City“ (Verlag Kosmos) vom Erfolgsautor Reiner Knizia. Das Legespiel, bei dem zwei bis vier Personen ab zehn Jahren titelgerecht mit Gebäudeplättchen auf jeweils eigener Ablage eine Stadt puzzeln, hat zwei Spielplanseiten. Auf der A-Seite wird 24 Partien lang das Legacy-Spiel gelegt. Auf der B-Seite kann, wie bei normalen Spielen, regelreduziert weitergezockt werden. In der herausragenden Legacy-Vari–ante ist es Knizia gelungen, mit wenigen Regeländerungen von Partie zu Partie immer neue Herausforderungen zu schaffen. Mit der Taktik der ersten Partie kommt man bei der fünften nicht mehr weit. Eine Partie dauert etwa eine halbe Stunde, der ganze Spielzyklus zwölf Stunden. Ideal für dunkle Corona-Nächte, voll familientauglich und für rund 35 Euro angemessen im Preis.
Trails of Tucana
Ein traditionelles, aber kein gewöhnliches Gesellschaftsspiel ist „Trails of Tucana“ (Pegasus) von Eilift Svensson und Kristian Östby. Hier werden bis zu acht Mitspieler ab acht Jahren zu Wegebauern. Jeder erhält die Karte einer Insel mit Hexfeldern und Landschaftsformen wie Wüste, Wald oder Gebirge. Am Rand der Insel befinden sich Dörfer, in ihrer Mitte Sehenswürdigkeiten, die per Bleistiftstrich mit einem Dorf verbunden werden sollen. Zwischen welchen beiden Landschaftsformen man den Strich setzen darf, legen Karten fest, von denen Zug um Zug zwei aufgedeckt werden. Es gibt Siegpunkte für Sehenswürdigkeiten, die per Bleistiftstrich mit Dörfern verbunden werden, und in der zweiten Spielphase auch für untereinander verbundene Dörfer. Die knapp halbstündige Partien sind spannend und kurzweilig. Alles ist schnell erklärt. Ein Spiel mit Bingo-Atmosphäre und oft unter 20 Euro zu haben. Tipp: Wer Inselkarten laminiert und sich Folienstifte kauft, senkt den Papierverbrauch.
Speedy Roll
Sollen auch kleine Kinder ab vier Jahren mit von der Partie sein, ist „Speedy Roll“ (Piatnik) von Urtis Sulinskas als diesjähriges „Kinderspiel des Jahres“ eine gute Wahl. Es ist ein Wettrennen auf Waldwegen und variablen Spielplanteilen, die zu einem Zielhaus führen. Dabei wird nicht gewürfelt sondern gerollt, und zwar mit einer tennisballgroßen Filzkugel, die mit aufgeklebtem Gesicht wie ein zusammengerollter Igel aussieht. Gerollt wird die Kugel über auf dem Tisch verstreute Pilz-, Laub- und Apfel-Schnipsel, die an der Filzkugel hängen bleiben. Man braucht sie, um den eigenen Holzigel auf dem Spielplan Feld für Feld vorwärts zu ziehen. Gut ist deshalb, wenn man die Filzkugel gezielt über die benötigten Schnipsel rollt, was Geschicklichkeit oder Glück erfordert. Es gibt auch eine kooperative Vari-ante, wo alle Mitspieler einen Igel ziehen, der einem Fuchs zu entkommen versucht. Kinder können sich mit dem Spiel für etwa 27 Euro auch allein gut beschäftigen.
Glen More II Chronicles
Ein Schwergewicht in jeder Hinsicht ist „Glen More II Chronicles“ (Funtails) von Matthias Cramer, das ab 60 Euro zu haben ist und fast drei Kilogramm auf die Waage bringt. Für das Sortieren des umfangreichen Spielmaterials gibt es eine Videoanleitung im Internet, die sich lohnt. Über die Materialfülle braucht man nicht erschrecken, weil die Hälfte des Materials für optionale Varianten und Ergänzungen reserviert ist. Glen More führt ins schottische Hochland. Bis zu vier Mitspieler ab zwölf Jahren bauen dabei mit Landschafts- und Personenkärtchen am eigenen Clangebiet. Besonderer Clou: Am Zug ist, wer am weitesten hinten steht. Rohstoffe und unvermeidliche Whiskyfässer, Bonus- und verschiedene Siegpunktmöglichkeiten machen Glen More zum taktischen Knüller, für den bei einer Spieldauer von zwei Stunden aufwärts Sitzfleisch nötig ist. Anspruchsvolle Vielspieler schreckt das nicht.
Nova Luna
Für jedermann geeignet und ein klassisches Familienspiel ist „Nova Luna“ (Pegasus) von Uwe Rosenberg und Corne van Morsel. Ein abstraktes Legespiel, das durch schöne Grafik Atmosphäre schafft. Spielmotor ist eine Monduhr. Die dient zur Beschaffung quadratischer Plättchen in vier Farben. In einer eigenen Auslage legt man die möglichst so an, dass auf ihnen aufgedruckte Siegpunktbedingungen erfüllt werden. An ein Plättchen müssen drei andersfarbige angelegt werden, an ein anderes untereinander verbunden zwei gelbe und drei rote. Bei geschickter Kombination erfüllen sie sich gegenseitig. Bis zu vier Spieler ab acht Jahren beschäftigt das etwa eine halbe Stunde. Nova Luna kostet 25 Euro.