Das Recycling in Deutschland stagniert ungeachtet ehrgeiziger politischer Wunschvorstellungen. Der Einsatz von „Sekundärrohstoffen“ hat laut dem neuen „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft“ seit Ende der 1980er-Jahre keine Fortschritte mehr gemacht und verharrt bei einem Anteil von 12 bis 13 Prozent. Das beklagen die Autoren in München veröffentlichten Untersuchung.
„Wir sehen an vielen Stellen, dass wir uns eigentlich nicht mehr weiterentwickeln, dass eigentlich nichts Grundlegendes passiert“, sagte Jochen Hoffmeister, Partner des an dem Berichtbeteiligten Prognos-Instituts.
Dabei geht es keineswegs nur um den Abfall, der in Mülltonnen oder Glas- und Papiercontainern landet. Weit mehr als die Hälfte des jährlichen Abfalls in Deutschland stammt von Baustellen – in Form von Bauschutt und Abbruchtrümmern. 2017 – neuere Zahlen lagen für den Bericht noch nicht vor – wurden demnach 409 Millionen Tonnen Müll entsorgt, davon 221 Millionen Tonnen Bauabfälle. Die Bauindustrie verwendet wiederaufgearbeitete Abfälle aber selten als Baustoffe. „Es mangelt einfach an der Nachfrage nach Recycling-Baustoffen“, sagte Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Sekundärrohstoffe (bvse).
Die EU hat 2015 die „Circular Economy“ (Kreislaufwirtschaft)in Europa als Ziel ausgegeben. Demnach soll der Einsatz von Rohstoffen so gering wie möglich ausfallen und stattdessen so viel Abfall wie möglich wiederverwertet werden. Außerhalb Deutschlands fällt die Bilanz laut Statusbericht jedoch häufig noch ungünstiger aus. „Im Vergleich zu den weiteren europäischen Ländern haben wir in Deutschland schon viel erreicht“, sagte Hoffmeister.
Die Haushaltsabfälle machten in Deutschland 2017 mit 38 Millionen Tonnen nur einen vergleichsweise kleinen, aber stetig wachsenden Anteil aus. Der Rest der 409 Millionen Tonnen entsteht großteils in der Industrie oder als Abraum beim Abbau von Bodenschätzen. Auftraggeber des Statusberichts waren insgesamt 15 Verbände und Unternehmen, zum großen Teil aus der Recycling-Branche.